„Eldorado KaDeWe“ erzählt vom Schicksal des berühmten Berliner Kaufhauses in den 1920er Jahren aus der Sicht von vier jungen Menschen. Sie sind auf der Suche nach Liebe, Aufbruch, einer Zukunft – während Homosexualität noch als Krankheit gilt und Deutschland zwischen Revolutionswirren und Wirtschaftskrise taumelt. Mit begeisternden, jungen Schauspieler*innen ist die Serie poetisch, anarchisch – und auch ein weiblicher Gegenentwurf zu „Babylon Berlin“.
Luxus und Leichen
Das Kaufhaus des Westens: Der Name steht für Luxus und das Exquisite. Während in den Berliner Straßen nach dem 1. Weltkrieg die Leichen gesammelt und die Grenzen zwischen Obdachlosen, Revolutionären und Banditen verschwimmen. Der Kriegsheimkehrer und Firmenerbe Harry Jandorff will das alte Image des KaDeWe retten und in die Zukunft führen.
Neues Frauenbild in den Goldenen Zwanziger Jahren
Seine Schwester Fritzi bekommt keinen Platz in der Geschäftsleitung. Aber sie hat Ideen: Neue Mode, neue Bilder, ein Katalog für die Frauen, die nach dem Krieg fast drei Viertel der Berliner Bevölkerung ausmachen. Die Serie stellt gleich klar: ohne diese Frauen wären die 1920er Jahre nie so golden und modern geworden, inklusive Wahlrecht, neue Jobchancen, gleichgeschlechtliche Beziehungen.
Fritzi verliebt sich in eine Mitarbeiterin: die aus einfachen Verhältnissen stammende Hedi. Und Harry hat mit dem sparsamen Buchhalter Georg zu kämpfen. Die beiden verbindet aber auch eine gegenseitige Sympathie. „Eldorado KaDeWe“ erzählt, wie diese vier mit dem Kaufhaus durch die Zeit der Wirtschaftskrise kommen, wie sie sich anfreunden und auseinanderdriften bis zu den ersten Wahlerfolgen der Nazis, die viele solcher zarten Pflanzen platttrampeln.
Poetische Hommage an das jüdische Berlin
Mit begeisternden, jungen Schauspieler*innen und wunderbaren Bildern ist die Serie eine poetische Hommage an das jüdische Berlin, an das Berlin des Jugendstils, das anarchische Berlin. Mit ihrem dezidiert weiblichen Blick bildet sie tatsächlich ein Gegengewicht zu dem opulenten Gesellschaftsdrama „Babylon Berlin“, für das in erster Linie vier Männer verantwortlich zeichnen.
Serie erzählt auch aus heutiger Sicht
Regisseurin Julia von Heinz vermischt immer wieder ganz subtil die Zeitebenen, „schmuggelt“ ein Graffiti ihres Mentors Rosa von Praunheim hinein: nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt. Und die Situation, in der die Frauen, vor allem Fritzi und Hedi sich bewegen, kann plötzlich auch eine moderne Berliner Straße mit S-Bahn-Verkehr und Regenbogenfahnen sein. Eldorado KaDeWe zelebriert so nicht 1920er Jahre Nostalgie, sondern spannt den Bogen zu hundert Jahren Kampf und Sehnsucht nach Freiheit, Anerkennung, dem Sinn für das Besondere. Das ist auch heute wieder sehr aktuell.
Tandem Großes Kino – Jörg Schweinitz über den deutschen Film der 20er und 30er Jahre
In den späten 1920er Jahren löste der Ton- den Stummfilm ab. Filmwissenschaftler Jörg Schweinitz gibt Einblicke in eine faszinierende Kino-Epoche.
Sprechen wir über Mord?! Jubiläumsspecial mit Volker Kutscher – Selbstjustiz in Babylon Berlin
Die 50. Folge des SWR2 True-Crime-Podcasts „Sprechen wir über Mord?!“ mit Volker Kutscher als Special Guest!
Was passiert, wenn Menschen, das Recht in die eigene Hand nehmen? In seinem drittem Gereon-Rath-Krimi „Goldstein“, der auch Vorlage der 4. Staffel von „Babylon Berlin“ ist, spielt Volker Kutscher diese Frage durch. In der Diskussion um Rache, Vergeltung und Strafrecht begegnet die Fiktion der juristischen Wirklichkeit.
Zeitwort 10.12.1991: Rosa von Praunheim outet schwule Promis
„Ich wusste, das ist unanständig. Aber Kerkeling und Biolek haben später gesagt, dass sie befreit sind, dass das Versteckspiel vorbei ist“, sagte Rosa von Praunheim zu seinem Auftritt in der RTL-Talkshow „Der heiße Stuhl“. Vor laufender Kamera outete der Regisseur und Schwulenaktivist die beiden TV-Promis darin als homosexuell.