Trotz „Ku’damm 56“ und „Ein Hauch von Amerika“ – die 1950er Jahre sind noch nicht so oft im deutschen Fernsehen dargestellt worden. Mit „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“ geht die ARD in die Vollen: eine aufwändig ausgestattete Event-Serie und ein Thriller über die Frühzeit der deutschen Geheimdienste.
Widerstandskämpfer und Altnazis kämpfen um die Hoheit in der deutschen Sicherheitspolitik
Im Jahr 1950 steht die junge Bundesrepublik noch auf ziemlich wackligen Beinen, gerade in der Sicherheitspolitik. Das neu gegründete Bundesamt für Verfassungsschutz hat mit Otto John einen neuen Chef. Er ist ein ehemaliger Widerstandskämpfer aus dem Stauffenbergkreis, dem vor allem die Verfolgung früherer Nazigrößen am Herzen liegt.
Gedeckt werden diese Nazigrößen teilweise von Johns erbittertem Konkurrenten Reinhard Gehlen, dem Leiter des nach ihm benannten Auslandsgeheimdienstes. Der ehemalige Wehrmachtsgeneral hat die Amerikaner von der Nützlichkeit seines Wissens für den Aufbau überzeugen können.
Sebastian Bloomberg und Martin Wuttke überzeugen auch als moralische Antipoden, der eine nervlich angefasst, der andere abgezockt und berechnend – und versiert darin, alte Vertraute mit guten Posten zu versorgen.

Eine junge Fremdsprachensekretärin im Zentrum der Intrigen
Alte Freunde: dazu gehört Gerd Schmidt, der seine Tochter Toni als Fremdsprachensekretärin bei Gehlen unterbringt. Ihre Familie gehört zwar zum größtenteils erfundenen Personal der Serie, sie wird aber zu ihrem emotionalen Zentrum.
Denn in der Familie spiegeln sich, so wie man das von einer historischen Eventserie erwarten kann, die Themen der Zeit: Der Bruder, der immer noch nicht von der Front zurück ist. Der Verlobte, der als Fernseherverkäufer vom Wirtschaftswunder profitieren und eine Familie gründen will. Und Toni selbst, die sich stattdessen bilden und in der männerdominierten Berufswelt ihren eigenen Weg gehen will. Und die nicht ahnt, dass schon bald ein Agent auf sie angesetzt wird, um an Gehlen und seine Naziverbindungen heranzukommen.

Ein frischer und aktueller Blick in die 1950er-Jahre
Erstmal ist „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“ eine toll ausgestattete Serie, die einen frischen Eindruck der Zeit vermittelt, die zwischen Trümmerjahren und 60er-Jahre-Lockerheit liegt. Die Wunden der Nazizeit sind noch nicht ansatzweise verarbeitet, aber die verschiedensten Kräfte blasen schon zur antikommunistischen Aufrüstung, dem neuen Feind.
Zwischen der Ausrichtung der beiden Geheimorganisationen scheint sich der künftige Weg der jungen Westrepublik zu entscheiden. Das macht die kaum bekannte Story aus heutiger Sicht spannend und sogar verblüffend aktuell, denn die Untergrundaktivitäten, die es in den 50ern tatsächlich gab und die ganz bewusst an alten Seilschaften andockten, wirken im Licht von Reichsbürgerputschgelüsten nochmal deutlich heftiger.
Trailer zu „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde”:
Gute Unterhaltung ohne gängige Agentenserien-Klischees
Mit ihrem aufgekratzt symphonischen Soundtrack wirft die Serie ein paar ambitionierte Blicke Richtung „Babylon Berlin“, aber auch wenn sie „Bonn“ im Titel führt, und der Name Adenauer ab und zu hindurchweht, spielt hier der Geist des Ortes eine eher untergeordnete Rolle. Als Agentenserie, die nicht die gängigen Schlapphut-Actionklischees bedient, ist sie gute Unterhaltung. Und birgt genug Stoff für eine weitere Staffel.
Neue ARD-Serie „Bonn – Alte Feinde, neue Freunde“: Gründungsgeschichte der BRD-Geheimdienste
Die historische Miniserie ist ein politischer Thriller zwischen rivalisierenden Geheimdiensten und Seilschaften im Altnazi-Milieu. Eine junge Frau gerät zwischen diese Fronten und stößt dabei auf dunkle Geheimnisse, die auch ihre eigene Familie betreffen. Die Drama-Serie beruht auf wahren Begebenheiten im Spannungsfeld des Kalten Krieges.
Film ARD-Drama „Ramstein – das durchstoßene Herz“
Ramstein klingt für viele erstmal wie der Name der international bekanntesten deutschen Rockgruppe. Der Ort bei Kaiserslautern hat die Band tatsächlich zu ihrem (falsch geschriebenen) Namen inspiriert. Auf der dortigen US Air Base geschah am 28.08. 1988 eine der schlimmsten Katastrophen nach dem 2. Weltkrieg: ein Unfall bei einer Flugschau, bei dem 70 Menschen ums Leben kamen, über 1000 wurden verletzt. Der berührende Film „Ramstein - Das durchstoßene Herz“ erzählt von den Folgen für Überlebende und Hinterbliebene.
Serie „Babylon Berlin“ ist zurück – 4. Staffel basiert auf Volker Kutschers Roman „Goldstein“
Straßenkämpfe und Armut bestimmen den Jahreswechsel 1930/31. Aber im Moka Efti wird auch immer noch getanzt. Die Regisseure Tom Tykwer, Hendrik Handloegten und Achim von Borries sind mit der vierten Staffel der Sky-ARD-Erfolgsproduktion „Babylon Berlin“ wieder ganz nah dran am Puls der aufgekratzten Weltstadt Berlin.