„Jedes Foto war auf die eine oder andere Art inszeniert“, sagt Michael Müller, Autor der ARD-Dokumentation „Die Erfindung des Rassismus“, die sich mit der Reise des jungen Fotografen Robert Lohmeyer in die deutschen Kolonien beschäftigt.
Erste Farbfotos aus den deutschen Kolonien
Zwischen 1907 und 1909 reiste der Fotograf Robert Lohmeyer in die deutschen Kolonien in Afrika. Seine Reise war eine geplante PR-Aktion des Kaiserreichs: Daheim sollte die Begeisterung für die fernen Kolonien angeregt werden. Lohmeyers Fotos prägen bis heute unseren Blick, vor allem den rassistischen Blick auf Schwarze Menschen.
Die Aufgabe von Lohmeyer war es, ein buntes Bild der deutschen Kolonie zu zeigen, sagt Müller, um Menschen in Deutschland für den kolonialen Gedanken zu begeistern. „Die Fotos waren absolut Propaganda“, so Müller, denn in seinen Bildern blendete Lohmeyer bewusst Wichtiges aus: Armut, Hunger, Gewalt und die Unterdrückung der heimischen Bevölkerung.
Bunte, inszenierte Bilder als koloniales Werkzeug
Seine Fotos waren die ersten in Farbe, das sei entscheidend für die propagandistische Erzählung über die Kolonie gewesen: Es waren keine realen Bilder, aber sie zeigten „ein realistisch wirkendes Bild Afrikas“, das „die Suggestion von Authentizität“ vermittelte.
Seine Fotos würden bis heute unseren Blick auf Afrika prägen, da sie das Bild eines „idealisierten, friedlichen und exotischen Paradieses“ zeigen, welches natürlich „absurd war“, sagt Müller.
Die Dokumentation läuft am 15.5. um 23.35 Uhr in der ARD, außerdem ist sie in der ARD Mediathek abrufbar.
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