„Es ist die wahre Geschichte von Amin Nawabi, den seine Vergangenheit auch in seinem erfolgreichen Leben als Akademiker und offen homosexuell lebender Mann nicht loslässt.“
„Der Ursprung der Geschichte liegt in unserer Freundschaft“, sagt Regisseur Jonas Poher Rasmussen. Er habe Amin kennengelernt, als er 15 war, in seinem kleinen dänischen Dorf. Amin war ganz allein, und natürlich sei schon damals diese Frage aufgekommen, wie und er dort in Dänemark gelandet war. „Aber er wollte damals noch nicht darüber sprechen.“, erzählt Regisseur Jonas Poher Rasmussen.

Hybride Form aus Animationen und Archivmaterial
Jahrelang hatte Rasmussen die Idee begleitet, die Geschichte seines Freundes zu erzählen. Um dessen Anonymität zu wahren, setzte er sie schließlich ohne dokumentarisches Originalmaterial aus seinem Leben um. Erinnerungen, Albträume, Ängste werden mit Hilfe von Animationen sichtbar, die ein Team von Animator*innen von Hand gezeichnet haben. Zwischen die Erinnerungen mischen sich kurze Ausschnitte mit Filmarchivmaterial der 70er bis 90er Jahre, darunter Bilder aus Amins Heimat Kabul und aus Russland, wohin die Familie fliehen musste, nachdem der Vater verschleppt wurde.

Animationen können Erfahrungen darstellen, zu denen es keine Bilder gibt
Das Archivmaterial erinnert daran, dass der Film im Kern eine Dokumentation ist – keine Fiktion. Durch den hybriden Aufbau können auch Erfahrungen dargestellt werden, von denen es sicher kaum Bilder gibt – die Flucht selbst, Misshandlung durch Menschenhändler, der Abschiedsschmerz von der Heimat.
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Kindheits-Erinnerungen schemenhaft skizziert
Der Zeichenstil wird umso abstrakter, je weniger Erinnerungen Amin an die Erlebnisse hat – weil sie etwa aus der frühen Kindheit stammen, oder sie besonders schmerzhaft sind – wie der Tag, an dem sein Vater abgeholt wird. Manchmal bleiben nur schemenhafte Skizzen.
Der ungewöhnliche Stil lässt die Geschichte aber nicht weniger eindringlich wirken. Manchmal irritieren die Wechsel zwischen Archivmaterial und den zum Teil fast abstrakten Bildern – sie erreichen aber, dass man sich dem Protagonisten fast noch näher fühlt – als könnte man direkt in seinen Kopf schauen.