Film

„Alles ist gutgegangen“ von François Ozon: Sterbehilfedrama mit großartigen Schauspieler*innen

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AUTOR/IN
Rüdiger Suchsland

Ein Vater bittet seine Tochter um Sterbehilfe. Ernst, aber auch nahe am Komödiantischen nähert sich der neue Film des französischen Autorenfilmers François Ozon seinem Sujet. Gleichzeitig erzählt er auch eine "typisch französische" Familiengeschichte: lustvoll, gebildet, mit tollen Schauspielern wie Sophie Marceau, Andre Dussolier, Charlotte Rampling und Hanna Schygulla. Der Stoff basiert auf dem autobiografischen Roman von Emmanuèle Bernheim.

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Schlechte Nachrichten

Die Verlegerin Emmanuèle, gespielt von Sophie Marceau, erhält eines Morgens einen Anruf mit schlechten Nachrichten: Ihr Vater André hatte einen Schlaganfall und liegt im Hospital, seine beiden Töchter, die jüngere Emmanuèle und ihre Schwester Pascale, müssen sich um ihn kümmern.

Andrés Zustand ist schlecht, wird nur sehr langsam besser. Er ist teilweise gelähmt, viele Körperfunktionen funktionieren nicht mehr selbständig. Er wird künstlich ernährt, er wird therapiert, er wird bevormundet, er will das alles nicht. Nicht mehr.

Keine Berührungsängste mit dem Thema Tod

Wer sich nun im Kino fragt, ob er so etwas überhaupt sehen möchte, wird schnell beruhigt: Der Film zieht einen hinein. Er ist paradoxerweise immer wieder bis zum Ende auch ein bisschen eine Komödie, was insbesondere an dem ironisch-selbstironischen Spiel von André Dussollier in der Rolle des Vaters liegt; aber auch an dem sehr gut geschriebenen Drehbuch Ozons und seiner Vorlage.

Sophie Marceau überzeugt in einem stellenweise konventionellen Film

Bestimmte Elemente wie die Geschichte der Familie und die Kindheit des Vaters in der Shoah wirken etwas aufgesetzt, doch die Informationen über die realen Figuren und Ozons Freundschaft mit ihnen, die im Abspann klar werden, vertiefen den Film im Nachhinein. Vor allem bleibt die großartige Leistung der Hauptdarstellerin Sophie Marceau im Gedächtnis. Sie ragt heraus über einen guten, aber in mancher Hinsicht konventionell gemachten Film.

In „Alles ist gutgegangen“ geht es wie in vielen französischen Filmen um die gebildete Oberschicht. Man wohnt goßbürgerlich in schön eingerichteten Wohnungen, schätzt Literatur ebenso wie klassische Musik, geht in Ausstellungen und Geld ist kein Problem. Aber die Frage des Vaters ist universal und wird in der einen oder anderen Weise uns allen bevorstehen. Ozons Film beschäftigt sich auch mit unserer Verweigerung, uns diesen Problemen zu stellen.

Trailer „Alles ist gutgegangen" von Francois Ozon, ab 14.4. im Kino

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Rüdiger Suchsland