Lebendiger Organismus als Wohnraum
Wenn Ordnung das halbe Leben ist, dann lebt Marlen in der anderen Hälfte. In ihrer Wohnung stapeln sich die Bücher meterhoch. Von der Decke baumeln Klamotten. Nur noch schmale Gänge führen durch das wilde Sammelsurium an Dingen, von denen sich die ältere Frau nicht trennen kann. Eine Messiewohnung ist es trotzdem nicht. Das vermeintliche Chaos ist sorgfältig arrangiert, und jedem Gegenstand bringt Marlen Wertschätzung entgegen.
In ihrer verrückten Fülle gleicht die Wohnung einem lebenden Organismus, den Marlen sorgfältig nach außen abschirmt. Eigentlich. Denn nach einem Wasserschaden in der Oberwohnung zieht ausgerechnet der ordnungsfanatische IT-Techniker Fynn bei ihr ein. Dessen persönliches Eigentum passt in einen Koffer mit maximal 100 abgezählten Dingen. Jedes Zuviel macht ihn nervös.

Corinna Harfouch und Daniel Sträßer überzeugen
Was Marlen und Fynn verbindet, ist ihre Einsamkeit. Ansonsten könnten sie gegensätzlicher nicht sein. Regisseurin und Drehbuchautorin Natja Brunckhorst hat ihnen zusammen mit Martin Rehbock witzige Dialoge geschrieben, in denen ihre Lebenseinstellungen aufeinanderprallen. Corinna Harfouch als spröde Marlen und Daniel Sträßer als sympathisch-analytischer Fynn spielen sich die Bälle schnell und platziert zu. Die Frage, was unser Verhältnis zu den Dingen eigentlich über uns selbst aussagt, wird so in einem leichten, aber nie oberflächlichen Ton verhandelt.

Gelungenes Kino-Debüt von Natja Brunckhorst
„Alles in bester Ordnung“ ist ein kleiner, feiner Film. Die Figurenkonstellation bewegt sich zwischen Ablehnung und Annäherung zwar in vorhersehbaren Bahnen. Trotzdem wartet die melancholische Wohlfühlkomödie mit einigen originellen Einfällen auf. Der heimliche Star des Films ist sowieso Marlens Wohnung, die Bühnenbildnerin Zazie Knepper als faszinierenden Mikrokosmos in Szene setzt. Am Ende präsentiert sich dieser nochmal von einer ganz anderen Seite. Manchmal muss man gar nicht radikal ausmisten, um das eigene Leben neu zu sortieren.