Beziehungskrise bei Cathrine und Simon
Cathrine und Simon sind ein Pärchen Anfang 20, sie leben zusammen in Kopenhagen, er ist Musiker, sie arbeitet bei der Sexinfo-Hotline einer Jugendberatungsstelle. Die beiden sind sehr vertraut, witzeln, essen Pizza im Bett. Nur mit ihrem gemeinsamen Sex haut es nicht so richtig hin, Cathrine will mehr, Simon lieber nur kuscheln.

Flirt mit der Kollegin
Bei einer abendlichen Aufräumaktion im Büro mit Sekt und Zigaretten auf der Dachterrasse kommt sie mit ihrer Kollegin Selma ins Gespräch. Der Abend ist lau, das Reden über Intimes fällt leicht. Gesucht haben sich die beiden nicht, aber sie finden sich.
„Sex“ ist erst mal gar nicht das, wonach es klingt, es ist im Grunde eine sehr zärtliche, leichthändig erzählte Beziehungsgeschichte. Mit toller Musik, die die Atmosphäre setzt, die Bilder trägt oder einfach mal als Trostpflaster dient. Im Zentrum eine junge Frau, die sich eigentlich mehr Nähe zu ihrem Freund wünscht und plötzlich nicht anders kann als an Selma mit den kurzen roten Haaren und den Sommersprossen zu denken.
Über Sex reden ohne rot zu werden
In Dänemark lief die Serie im Rahmen einer Aufklärungswoche im Fernsehen. Ein bisschen Sexualpädagogik passiert tatsächlich, nebenbei, nicht zuletzt während der Telefonate in der Beratungsstelle. Wichtige Erkenntnis: Man kann auch über Sex reden, ohne rot oder vulgär zu werden. Gleichzeitig spielt „Sex“ aber auch mit den Geschlechterklischees, lässt zum Beispiel den Mann, Simon, den körperlich zögerlichen Part spielen. Und Cathrine eine echte „Buddy“-Beziehung mit ihrer Freundin Nanna ausleben.
Keine Quoten-Serie zum Thema Homosexualität
Autorin Clara Mendes und Regisseurin Amalie Næsby Fick hätten sich in ihrer Jugend – vor ihrem eigenem Coming Out – ähnliche Serien oder Filme gewünscht, die offen und vorurteilslos queere Geschichten erzählen. Dennoch wollten sie mit „Sex“ keinen Debattenbeitrag zum Thema Homosexualität liefern.
Liebe öffnet neue Wege
Leider ist der lakonische Charakter der Miniminiserie im Kurzfilmformat in der ARD-Mediathek nicht erhalten geblieben, die Geschichte läuft einfach gut 70 Minuten durch. Aber das tut der Erkenntnis keinen Abbruch, dass Liebe und körperliche Anziehung kein überhitztes Beziehungsdrama auslösen müssen. Aber die Verwirrung, die sie stiften, bis hin zur Identitätskrise, kann viel kaputt machen. Oder neue Wege eröffnen.
Skandinavien bietet mehr als gute Krimis
„Sex“ widerspricht dem Vorurteil, dass man aus Skandinavien in erster Linie nur gute Krimis zu sehen bekommt. Hauptdarstellerin Asta Kamma August bringt ein bisschen Promiglanz mit, sie ist die Tochter von Oscarpreisträger Bille und Schauspielerin Pernilla August. Ihre sehr natürliche und authentische Art macht „Sex“ zu einer sympathischen Ergänzung zu Serien wie „Normal People“ von Sally Rooney oder „Sex Education“. Nur haben diese Titel die deutlich höheren Chancen, bei einer Google-Suche direkt gefunden zu werden.