Film

„Synonymes“ von Nadav Lapid – Flucht aus Israel

Stand
AUTOR/IN
Julia Haungs

Immer mehr Juden verlassen Frankreich aus Angst vor dem wachsenden Antisemitismus. Der israelische Film „Synonymes“ erzählt die umgekehrte Geschichte. Ein junger Jude verlässt Israel, um in Frankreich ein neues Leben zu beginnen und seine Heimat zu vergessen.

Audio herunterladen (3,6 MB | MP3)

Wie sein Protagonist, der stets mit gesenktem Blick unterwegs ist, mäandert der Film etwas ziellos vor sich hin. Vieles lässt er offen. Auch warum die Hauptfigur Yoav seine Herkunft so radikal auslöschen will, verrät „Synoymes“ nicht.

Synonymes von Nadav Lapid (Foto: Pressestelle, GrandFilm)
Yoav (Tom Mercier) ist Israeli und mit großen Erwartungen nach Paris gezogen: so schnell wie möglich möchte er seine nationale Identität loswerden. Bild in Detailansicht öffnen
Synonymes von Nadav Lapid (Foto: Pressestelle, GrandFilm)
Um seine Herkunft auszulöschen und so schnell wie möglich Franzose zu werden, arbeitet Yoav akribisch an seinem Französisch. Er will kein hebräisches Wort mehr sprechen, ein französisches Wörterbuch wird zu seinem ständigen Begleiter. Bild in Detailansicht öffnen
Synonymes von Nadav Lapid (Foto: Pressestelle, GrandFilm)
Die Besuche in der Botschaft belasten Yoav und auch der Einbürgerungstest stellt ihn vor Probleme. Als er ein französisches Paar kennenlernt, hofft er auf Hilfe. Bild in Detailansicht öffnen
Synonymes von Nadav Lapid (Foto: Pressestelle, GrandFilm)
Doch Caroline (Louise Chevillotte) und Emile (Quentin Dolmaire) haben in Yoavs Augen eher merkwürdige Ideen, wie er sich besser in Frankreich zurechtfinden kann. Bild in Detailansicht öffnen
Synonymes von Nadav Lapid (Foto: Pressestelle, GrandFilm)
Yoav sieht sich mit der Schwierigkeit konfrontiert, neue Wurzeln schlagen zu müssen und dabei zu sich selbst zu finden. Bild in Detailansicht öffnen

Regisseur Nadav Lapid erzählt seine eigene Geschichte

In Interviews hat Regisseur Nadav Lapid aber erzählt, in seinem vierten Spielfilm stecke viel von ihm selbst. Nach seinem Militärdienst habe Lapid plötzlich gespürt, Israel sofort verlassen zu müssen. Dieses Land, das alle von klein auf zu Soldaten mache.

Kritik an der „DNA“ des Staates Israel

Seine Kritik richtet sich nicht gegen konkrete politische Entwicklungen, sondern gegen das grundsätzliche Wesen des Staates, „seine DNA“, wie der Regisseur es ausdrückt.

Radikaler Bruch

Umso schwieriger, das alles wirklich hinter sich zu lassen. Innerhalb weniger Tage gab der damalige Mittzwanziger alles auf und zog nach Paris, wo er sich mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt.

Ziel: Der bestmögliche Franzose zu werden

Im Film sieht man nun Yoav, wie er im Integrationskurs inbrünstig die Marseillaise singt und sich immer obsessiver in die Idee hinein steigert, der bestmögliche Franzose zu werden.

Caroline und Emile, mit denen er sich zu einer Ménage-à-trois zusammengefunden hat, betrachten seinen heiligen Ernst halb belustigt, halb fasziniert.

Goldener Bär 2019 für Nadav Lapid

Bei der diesjährigen Berlinale gewann Regisseur Nadav Lapid für seinen ungewöhnlichen Film den Goldenen Bären.

Stand
AUTOR/IN
Julia Haungs