Tatort als Beziehungsdrama und schillerndes Roadmovie
Baden-Baden ist ein gutes Pflaster für Julia von Heinz. Schon für ihren ersten Fernsehfilm „Katharina Luther“ bekam sie 2017 viel Lob von der Jury und am Ende einen Sonderpreis.
Ihr Tatort „Für immer und dich“ hat nach der Ausstrahlung wegen seiner Gewalt- und Sexszenen für Diskussionen gesorgt. Es ist ein Beziehungsdrama, ein schillernder Roadtrip, zugleich Liebes- und Missbrauchsgeschichte zwischen der 15-jährigen Emily und dem viel älteren Martin.
Hans-Abich-Preis 2019 Regisseurin Julia von Heinz

„Für immer und dich“ – ein „weiblicher“ Tatort
Es gibt nicht viele Filme, denen man ansieht, dass sie von einer Frau gemacht wurden. Bei diesem Tatort ist das so. Musik, Blicke, Liebesszenen verraten, warum Julia von Heinz in diesem Jahr den Hans Abich Preis bekommt.
Gendergerechtes Erzählen heißt es im Programmheft über die Art und Weise, wie sie, auch schon in früheren Filmen wie „Hannas Reise“ oder „Katharina Luther“, den Figuren ihren ganz eigenen Raum gibt. Und sich „nebenbei“ für Frauen im Filmbusiness stark macht.
- Dauer
Julia von Heinz glaubt an die verändernde Kraft des Films
Ihr politisches Engagement ist eine der Triebfedern, warum Julia von Heinz selbst Filme machen wollte. Sozialisiert in der Berliner Antifa-Bewegung ist sie von der sozialen und kulturell verändernden Kraft des Films überzeugt
Ein Regiestudium hat Julia von Heinz nicht absolviert. Sie ist ausgebildete Kamerafrau, was wohl auch dazu geführt hat, dass sie als Regisseurin besonderen Wert auf die Bildgestaltung und die dezidiert filmische Dramaturgie legt.

Filmische Vorbilder sind Margarethe von Trotta und Andrea Arnold
Entscheidend gefördert hat sie Rosa von Praunheim, er machte Julia von Heinz zu seiner Assistentin an der Hochschule für Film und Fernsehen. Vorbilder sind Regisseurinnen wie Margarethe von Trotta, deren politischen Zugriff sie schätzt oder die Britin Andrea Arnold, von deren jugendlich urbaner Erzählweise sie sich auch einige Scheiben für ihren Tatort abgeschnitten hat.

Mehr Mut bei Sendern und Produzenten gefordert
Julia von Heinz ist eine kluge Stimme einer Filmszene im Wandel. Regisseurinnen, Drehbuchautorinnen und -autoren, junge Filmemacher fordern mehr MItsprache, Individualität wird belohnt von den großen Streaminganbietern, die auf der Jagd nach guten Geschichten sind.
Deutsche Sender und Produzenten müssen sich dem stellen, meint Julia von Heinz, das heißt: gezielte Angebote, künstlerisch konsequent zu Ende denken statt im Zweifel immer wieder den quotentauglichen Mittelweg zu suchen.