SWR2 Feature

Life or Daesh – Die versteinerten Wurzeln des Arabischen Frühlings in Tunesien

STAND
AUTOR/IN
Jakob Weingartner

Tunesien gilt als Vorzeigebeispiel und Ursprung des Arabischen Frühlings, auf dem alle Hoffnung ruhte für einen friedlichen Übergang der Regimes der arabischen Welt in moderne, freiheitliche Demokratien. Gleichzeitig ist Tunesien das Land, aus dem die meisten ausländischen Dschihadist*innen in Syrien stammen. Von dort – und aus dem benachbarten Libyen – kehren immer mehr Gotteskrieger*innen in ihre Heimat am Mittelmeer zurück.

Audio herunterladen (103,7 MB | MP3)

Der revolutionäre Rapper Mohamed Zorgui lässt sich im Gefängnis von Daesh (IS), für den Dschihad anwerben. Als er seinen Schwager erstechen soll, wechselt Mohamed die Seiten. Er kämpft fortan einen gefährlichen Kampf gegen die Rekruteure des heiligen Krieges. Es wird allerdings immer schwieriger, ihnen etwas entgegenzusetzen.

Die enttäuschten Hoffnungen des Arabischen Frühlings drohen auch ihn zurückzuwerfen. Life or Daesh erzählt vier Geschichten aus dem Land der versteinerten Revolution und versucht herauszufinden, wie soziale Opfer zu gewaltbereiten Täter*innen werden.

Adnen Helali vor Kulturzentrum (Foto: Pressestelle, Jakob Weingartner)
Adnen Helali: „Die Tapferkeit der Bergbewohner liegt in unserem Lachen des Widerstandes gegen die vergängliche Finsternis der Dschihadisten.“ Bild in Detailansicht öffnen
Die tunesischen „Backseat Boys“: Der Autor bei der Aufnahme traditioneller Hirtenmusik. Bild in Detailansicht öffnen
Aya, die Tochter von Olfa Hamrouni. Bild in Detailansicht öffnen
Rapper Mohamed Zorgui steht vor dem Graffiti „Hier wohnt ein Feind des Propheten - Daesh“ Bild in Detailansicht öffnen
Rapper Mohamed Zorgui alias Der Gladiator: „Rap ist meine Waffe, meine Worte Munition...“ Bild in Detailansicht öffnen

Videotrailer zum Feature

(Produktion: SWR/Dlf 2021)

Das Ende der Nacht Ein Zeitzeuge der tunesischen Geschichte

Der jüdische Tunesier Gilbert Naccache ist als einer der führenden Köpfe der linken Studentenbewegung von 1968 bis heute eine moralische Instanz in seinem Heimatland. Von Sarah Mersch

SWR2 Leben SWR2

Die Dattelrevolte Wie eine tunesische Kleinstadt den Staat herausfordert

In Tunesien herrscht immer noch staatliche Willkür. Das bekommen auch die Bewohner von Jemna im tiefsten Süden des Landes zu spüren. Doch sie wehren sich. Von Sarah Mersch

SWR2 Leben SWR2

Naher Osten Ägypten unter al-Sisi – Herrscher mit eiserner Faust

Al-Sisis diktatorischer Führungsstil hat viele Menschen ins Gefängnis gebracht. Doch weil er Stabilität im Land verspricht, kommt er in der westlichen Welt gut an. Von Martin Durm

SWR2 Wissen SWR2

Tunesien - die verratene Revolution?

Am 17. Dezember wählen die Tunesier und Tunesierinnen ein neues Parlament. Aber so richtig enthusiastisch scheint kaum jemand zu sein, Expert:innen rechnen mit einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung. Dabei ist gerade der 17. Dezember ein Tag mit großer historischer Bedeutung für die tunesische Demokratie: Am 17. Dezember 2010 hat sich der Gemüsehändler Mohammed Bouazizi vor dem Verwaltungsgebäude einer tunesischen Kleinstadt selbst in Brand gesteckt. Das war der Auslöser des sogenannten Arabischen Frühlings. In großen Teilen der arabischen Welt gingen Menschen für Demokratie und Freiheitsrechte auf die Straße. Und heute? Wie kann es sein, dass Menschen vor 12 Jahren ihr Leben im Kampf für die Demokratie aufs Spiel gesetzt haben – und dass in Tunesien jetzt kaum einer wählen gehen möchte? Darüber sprechen wir mit unserer Korrespondentin Kristina Böker, die in die Kleinstadt zurückgekehrt ist, in der einst die Revolution begann. Und wir fragen den ehemaligen ARD-Korrespondenten und Nahost-Experten Jörg Armbruster, was in anderen Ländern der Region letztlich aus den Träumen des Arabischen Frühlings geworden ist – und mit welcher Einschätzung er damals so richtig daneben lag.

STAND
AUTOR/IN
Jakob Weingartner