„Man nimmt ihm ab, was er verkörpert – und das über alle stilistischen Grenzen hinweg“ lobte ihn der Dachverband Tanz am 27. Mai 2020 in Essen. Der Erste Solist des Stuttgarter Balletts habe einen beispiellosen Drang, immer wieder Neues im Tanz entdecken zu wollen.
Der Stuttgarter Ballettintendant Tomas Detrich nennt ihn den „herausragenden Tänzer seiner Generation“. Friedemann Vogel ist bereits seit Juni 2002 Erster Solist in Stuttgart. Der Ehrenpreis ist mit 5000 Euro dotiert.
Stuttgarter Ballettstar unterwegs zur Weltspitze: Ein Filmportrait
Ein muskulöser Brustkorb, ein durchtrainierter Rücken, gestreckte Sehnen, Arme, die wie Flügel nach vorne schwingen, als würde die Gestalt, die wir in großformatigen und sehr ästhetischen Ausschnitten sehen, zum Flug ansetzen. Dazu Musik, die eben diese Situation assoziiert: Vögel, die sich bereit machen, um fortzufliegen.
So beginnt Katja Trautweins Porträt des Ausnahmetänzers Friedemann Vogel. Dass dieser Name inspiriert, liegt nahe. Die weiße Feder über dem eingeblendeten Titel „Friedemann Vogel -Verkörperung des Tanzes“ hätte es nicht gebraucht. Wirkungsvoller sind die Stimmen wichtiger Wegbegleiter*innen, die immer wieder zu Wort kommen.
Ein Stuttgarter an der Weltspitze
Friedemann Vogel ist erster Solist des Stuttgarter Balletts und hat von dort aus die Bühnen der Welt erobert. Er gehört zu den wenigen deutschen Tänzern, die es international geschafft haben. Warum, das erklären die ehemaligen Direktor*innen des Stuttgarter Balletts gleich zu Anfang des Films:
„Er ist wie ein Freak. Sein Körper ist übermenschlich“, sagt Reid Anderson. Ähnlich äußert sich Marcia Haydée: „Der Körper ist fast wie eine Maschine. Er ist für die Bühne kreiert.“

Der Bolero von Béjard als Paraderolle
Friedemann Vogel beherrscht das klassische Repertoire, den Prinzen in „Dornröschen“ ebenso wie moderne Ballette zum Beispiel von Itzik Gallili. Er tanzte in mehr als 20 Ländern und auf über 40 Bühnen.
Für ihren Film hat Katja Trautwein große Mengen Archivmaterial ausgewertet, und zeigt bedeutende Auftritte, die Friedemann Vogel als Tänzer charakterisieren. Zum Beispiel der Bolero von Béjart, ein sehr sinnliches, erotisches Werk und eine Rolle wie geschaffen für Friedemann Vogel.
Ein sympathischer Friedemann Vogel
Interviewpassagen werden mit Tanzszenen des Künstlers montiert. Der Tänzer im Sprung auf den Straßen dieser Welt in Japan, Moskau oder Schweden oder in der Pose eines Adlers auf der Balustrade des Stuttgarter Opernhauses.
Friedemann Vogel kommt in den Interviews sehr sympathisch, fast bodenständig und normal rüber. Eine seiner wichtigsten Tanzpartnerin ist die Stuttgarter Primaballerina Alicia Amatriain.
Persönliche Einblicke
Mit ihr tanzte Friedemann Vogel auch in der Choreografie „Kameliendame“ von John Neumeier. „Wir kennen uns seit über 20 Jahren, eigentlich haben wir eine Bruder-Schwesterpartnerschaft, die keine Wörter braucht“, sagt Amatriain über Vogel.
In einigen Momenten kommt die Filmemacherin Katja Trautwein dem von Publikum und Kritikern gefeierten Ballettstar auch persönlich nahe. „Es ist manchmal auch sehr einsam. Nicht immer so toll, wie es aussieht. Ich bin auch manchmal traurig“, sagt Friedemann Vogel.
„Der beste Tänzer der Welt“
Der Film „Friedemann Vogel – Verkörperung des Tanzes“ ist ein gelungenes Porträt. Es lebt vor allem von den authentischen Aufnahmen, die die Koryphäe beim Proben im Ballettsaal oder auf der Bühne zeigen.
Sei es als Bub, der mit 10 Jahren in die Stuttgarter Ballettakademie aufgenommen wurde oder als 40-jähriger Tänzer, der täglich an der Stange steht und trainiert, um sein extrem hohes Niveau zu halten. Das Schlusswort hat im Film Marcia Haydée: „Er ist der beste Tänzer der Welt.“