Oper und Natur: Das passt besonders dann, wenn das Werk sich um den heiligen Franz von Assisi und seine Vogelpredigt dreht. In der Inszenierung von Anna-Sophie Mahler macht sich das Publikum mit Messiaens Musik auf eine ganz eigene Pilgerreise.
Messiaen in der Natur
Was ganz klassisch auf der Opernbühne beginnt, wird über die nächsten acht Stunden zu einer einzigartigen Erfahrung: Fast die Hälfte von Olivier Messiaens Oper „Saint François d'Assise“ hat die Regisseurin Anna-Sophie Mahler in die Natur um Stuttgart verlegt.
Dafür muss das Publikum gut zu Fuß sein. Gut genug zumindest, um die etwa 30 Minuten zum Stuttgarter Killesberg zurücklegen zu können. Denn dort und dann später in der Freilichtbühne ist der Mittelteil von Messiaens Werk zu hören.
Kulturstätten und Natur zusammenbringen
Das sei insgesamt eher statisch, so Mahler. Deshalb, und weil gerade das sechste Bild im Grunde ein großes Vogelkonzert sei, habe sie die Inszenierung unbedingt ins Freie verlegen wollen.
„Für mich war schon lange ein Traum, dass man die Kulturstätten und die Natur zusammenbringt, draußen Musik macht. Und als ich dann diese Vogelpredigt gehört habe, dachte ich sofort, das wäre doch eine tolle Idee.“
Franz von Assisi: heute noch immer aktuell
Mit seinem Naturverständnis ist Franz von Assisi immer noch aktuell, ist Mahler überzeugt. Die Abkehr vom Materiellen und die Freude, die dadurch entstehe, könnten uns nach wie vor inspirieren.
„Wenn wir das ernst nehmen würden, dann wären wir jetzt nicht in der Situation, in der wir heute sind.“ Premiere feiert die Inszenierung am 11. Juni.
Oper als Pilgerreise durch Stuttgart Natur statt Kunsttempel: Ingo Gerlach über Messiaens „Saint François d’Assise“ in Stuttgart
Die Staatsoper Stuttgart zeigt Olivier Messiaens Opern-Oratorium in einer spannenden Neuinszenierung: Neben dem Opernhaus als Aufführungsort begibt sich das Publikum auf eine Pilgerreise durch die Natur und erlebt Teile der Oper mit Kopfhörern oder auch Open-Air. Ingo Gerlach begleitet die Produktion als Dramaturg. Mit SWR2 spricht er über das einzigartige Projekt.
Olivier Messiaen
Musikstunde Musik für das Ende der Zeit – Olivier Messiaen (1–4)
Der unverrückbare katholische Glaube prägte Olivier Messiaen ein Leben lang. Sein erstes Hauptwerk, das Quartett auf das Ende der Zeit, komponierte er im Zweiten Weltkrieg als Häftling in einem deutschen Internierungslager. Als er am 27. April 1992 in Paris starb, verlor die Musikwelt eine fast mittelalterliche Figur, die Musik als Synthese aus Handwerk und Spiritualität verstand.
Eine Sendung von und mit Michael Struck-Schloen
Musik Zum 30. Todestag des französischen Komponisten Olivier Messiaen
Der französische Komponist Olivier Messiaen war eine Ausnahmeerscheinung der Musik: Indische Rhythmen, Viertelton-Musik, Gregorianik und Vogel-Gesang waren nur einige seiner Inspirationsquellen. 60 Jahre lang wirkte er als Organist an der Pariser Kirche La Trinité und prägte eine ganze Komponisten-Generation. Sein Werk atmet eine tiefe Religiosität. Am 27. April 2022 jährt sich sein Todestag zum 30. Mal.
Musikthema Messiaens Turangalîla-Sinfonie: ein orchestraler Kraftakt
Olivier Messiaens „Turangalîla-Sinfonie“ ist vielleicht das bekannteste Werk des französischen Komponisten. Mittlerweile wird es gerne aufgeführt, obwohl Aufwand und Anspruch enorm sind. Allein der solistische Klavierpart ist ein kräftezehrendes Abenteuer für sich. Und mit dem gewaltigen Orchesterapparat, in den auch das eigenwillige elektronische Instrument der Ondes Martenot mit einbezogen ist, macht jede Aufführung des zehnsätzigen Werks zu einem besonderen Ereignis. Bernd Künzig stellt Olivier Messiaens „Turangalîla-Sinfonie“ vor.
Mehr zu Franz von Assisi
Volker Leppin Franziskus von Assisi
Er ist wieder in, nicht zuletzt, weil der aktuelle Papst sich nach ihm benannt hat: Franziskus oder kurz Franz von Assisi, der Heilige aus dem 13. Jahrhundert, der Gründer eines der bekanntesten Orden der katholischen Kirche.|wbg Verlag, 368 Seiten, 29,95 Euro.|Rezension von Christoph Fleischmann.