Gespräch

„Schwerelos“ – Der Lebenskünstler Samuel Koch liebt das kalkulierte Risiko

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AUTOR/IN
Jörg Armbrüster
ONLINEFASSUNG
Clemens Zoch

Grenzen scheint es für ihn nicht zu geben, obwohl Samuel Koch seit seinem spektakulären Unfall 2010 in der TV-Show „Wetten dass…“ im Rollstuhl sitzt. Mit unglaublicher Energie hat sich der ehemalige Kunstturner wieder ins Leben zurückgekämpft. Koch lässt sich auch nicht davon entmutigen, dass seine lange geplante Tournee „Schwerelos - wie das Leben leichter wird“ gerade aus Kostengründen auf Live-Shows zusammen gestrichen wurde.

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Konzept der Show soll noch einmal optimiert werden

Einige Tage stand das mit viel persönlichem Herzblut geplante Projekt ganz auf der Kippe. Von der großen Tour sind am Ende nur noch zwei Termine übriggeblieben: Die Premiere am 21.Mai in Stuttgart und ein Auftritt in München. Eine Kostenexplosion in allen Bereichen, nennt Samuel Koch in SWR2 am Samstagnachmittag als einen Grund. Tickets würden zudem nur sehr kurzfristig verkauft. Die Menschen müssten aus nachvollziehbaren Gründen ihr Geld gerade zusammenhalten. Eine schwierige Situation für die Veranstalter, die Planungssicherheit bräuchten. Doch Samuel Koch ist keiner, der sich von solchen Rückschlägen unterkriegen lässt. Mit den Erfahrungen der beiden Aufführungen soll das Konzept noch einmal optimiert werden.

Samuel Koch in seiner Show „Schwerelos“  (Foto: Allendorf und Maurer)
Samuel Koch in seiner Show „Schwerelos“

„Meine Suche ist, auch eine geistige, eine innere Schwerelosigkeit zu erreichen.“

Ein „Geht nicht“ scheint dieser Künstler nur schwer oder nicht zu akzeptieren. Trotz Querschnittslähmung sucht er noch immer in gewagten Experimenten das Gefühl von Leichtigkeit. Für seine Show „Schwerelos“ unternahm er einen Gleitschirmflug und sauste durch eine Achterbahn in Los Angeles. Unverbesserlich eben, gibt Samuel Koch zu. Doch eigentlich geht es ihm um mehr. „Meine Suche ist, auch eine geistige, eine innere Schwerelosigkeit zu erreichen“. Für ihn kommt es darauf an, mit schweren Gefühlen umgehen zu lernen. 

Abwehrkräfte entwicklen, um sich in harten Zeiten zu wappnen

„Schwerelos“ – die Bühnenshow hängt eng mit dem gleichnamigen Buch zusammen, das Samuel Koch geschrieben hat. Er hat sich Gedanken gemacht, wie man mehr Leichtigkeit ins Leben bringen kann. Rezepte gibt es nicht, auch keine Vermeidungsstrategien. Der Künstler spricht lieber von „Abwehrkräften“, um sich gegen harte Zeiten zu wappnen, sich widerstandfähig zu machen. Nicht allein sein, sich eine sinnvolle Beschäftigung suchen, lauten seine Empfehlungen. Und dankbar sein: „den Blick auf das Gute zu richten statt auf das Schlechte.“

Auf Knopfdruck lassen sich Einstellungen nicht ändern

Samuel Koch weiß aus eigener, schmerzvoller Erfahrung, dass sich Haltungen nicht herbeireden lassen. „Ich kann nicht sagen: pessimistisch sein, ist negativ. Also drücke ich jetzt den Knopf, bin jetzt optimistischer.“ Für ihn ist das ein lebenslanger Prozess. Demut hilft, meint Samuel Koch,  auch „Sanftmütigkeit gegenüber unschönen Situationen“.

Seine neue Show will Impulse für ein leichteres Leben vermitteln. Weil das Publikum selber über den Verlauf des Abends abstimmen kann, eine Herausforderung für den gestandenen Schauspieler, der zum festen Ensemble des Mannheimer Nationaltheaters zählt. Da wird kein Abend dem anderen gleichen, meint Samuel Koch und spricht von „freudigem Lampenfieber“.

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