Am Schlosstheater in Neuwied startet die neue Spielzeit mit dem Stück „Toc Toc“. Es ist das erste Stück unter dem neuen Intendanten René Heinersdorff und spielt im Wartezimmer eines Therapeuten, in dem Menschen mit verschiedenen Erkrankungen aufeinandertreffen. René Heinersdorff ist sich dessen bewusst, dass dieses erste Stück seine Visitenkarte ist und hat es deswegen auch ausgesucht: Das Stück sei unterhaltsam, aber dennoch mit Tiefgang.

Ein Intendant mit Wurzeln im Boulevardtheater
Ich hoffe, dass der Charakter der Intendanz, die ich hier zu bewältigen habe, die nächsten vier Jahre, im Stück relativ kulmuniert gezeigt werden kann. Dass die Leute wissen, was sie erwartet. Es ist natürlich ein Stück Unterhaltung, es ist keine Belehrung, kein falscher Tiefgang, aber trotzdem etwas dabei, was mit mitnehmen kann.
René Heinersdorff hat seine Wurzeln im Boulevardtheater. Ihm ist bei seinen Inszenierungen immer wichtig, dass die Theaterbesucher etwas Reales zu sehen bekommen: „Trotz aller Abstrusität, die wir auf der Bühne sehen, ist das was da passiert möglich. Es wäre erlebbar. Das ist mir ein großes Anliegen im Theater, etwas zu zeigen, das möglich wäre, auch wenn es über die Grenzen des Alltags hinaus geht.“
Alexandra Kamp und Karsten Speck - zwei deutsche Promis in Neuwied
Das Bühnenbild ist schlicht gehalten. Ein Raum, sechs unterschiedliche Stühle – einer aus orangenem Plastik, ein anderer aus geschwungenem Holz. Ein Wartezimmer… oder auch nicht.
„Es ist ein Bühnenbild, wo man sagt, das könnte ein Wartezimmer sein, es könnte aber auch ein anderer Raum sein und man könnte sich viel dazu addieren“, sagt Heinersdorff. „Das ist mir immer wichtig, dass der Zuschauer die Möglichkeit hat, mit seiner Fantasie mitzuarbeiten.“
Bei der Besetzung der Rollen hat Heinersdorff versucht, einen Mix zu finden aus Schauspielern, die in Neuwied bekannt sind, und neuen Gesichtern. Im Fall von Heinersdorff sind das Alexandra Kamp und Karsten Speck - zwei deutsche Promis, die er nach Neuwied locken konnte.

Auch Heinersdorff hat seiner Fantasie freien Lauf gelassen und den zweiten Akt von „Toc Toc“ in weiten Teilen umgeschrieben. Vom Endergebnis zeigt er sich überzeugt.
„Es ist sehr sehr lustig, sehr amüsant, hat aber auch die eine oder andere Stelle, die rühren kann und bei der man etwas mit nach Hause nehmen kann, nachdem man den Abend gesehen hat.“
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