Ob als Angela Merkel, Winfried Kretschmann oder Boris: Wenn Mathias Richling sich die Politik-Prominenz vorknöpft, stimmt alles: Frisur, Gestik, Mimik, Stimme. Wie ein Chamäleon wechselt er die Rollen. Seit fast 50 Jahren begeistert der vielfach ausgezeichnete Kabarettist sein Publikum mit treffsicheren Pointen zur politischen Großwetterlage. Am 24. März wird Mathias Richling 70 Jahre alt.
Hauptwerkzeug ist die Parodie
Mathias Richling in Doppelrolle: Einmal braungebrannt mit akkuratem Seitenscheitel und einmal mit dem unverkennbaren Bürstenhaarschnitt. Dazu ein paar typische Gesten, Stimmen und Körperhaltung, und schon sieht man Innenminister Thomas Strobl im Streitgespräch mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Trailer zur Mathias Richling Show:
„Die Parodie geht bei mir weit in die Karikatur hinein, ins Überzeichnen. Das heißt, ich möchte nicht deckungsgleich mit den Figuren sein, sondern sie sind oftmals in einer Weise karikiert mit Eigenschaften, die sie gar nicht haben.“
Richling überlässt nichts dem Zufall. Sehr genau beobachtet er seine Figuren und hat dabei das tagesaktuelle Geschehen ebenso im Blick wie das vergangene, das er in seinem umfangreichen Archiv recherchiert.
Mathias Richling im Gespräch bei SWR2 anlässlich seines 70. Geburtstags:
Mangel an Wahrhaftigkeit in der Politik
Seit fast 50 Jahren kommentiert er in seinen Bühnenshows und vor der Kamera das Weltgeschehen – und gibt sich dabei längst keinen Illusionen mehr hin. Die Konstante für ihn, sei es in der Flüchtlingskrise, der Coronapandemie, beim Ukrainekrieg oder in der Genderdebatte: der Mangel an Wahrhaftigkeit in der Politik.
„Diese Rumfeilscherei um Selbstverständlichkeiten, diese Scheingefechte aufgrund von wirklichen, ernsten Problemen … wo die Welt sich wirklich eklatant verändert, mindestens so wie nach dem Krieg 1945, dann so parteiliche Scheingefechte zu führen, das macht einen schon rasend.“

Es sprudelt nur so heraus aus Richling
Richling rast gerne durch seine Programme. Da überschlägt sich die Stimme, ob im schwäbischen Dialekt oder im Hochdeutschen, es sprudelt nur so aus ihm heraus und manchmal kommt man gar nicht hinterher. Es scheint, als habe er immer viel zu wenig Zeit für die oft hochverdichteten Texte und stehe immer unter Hochspannung.
Mathias Richling zu Gast bei SWR2 Treffpunkt Klassik:
Magisterarbeit über Karl Valentin
Bereits in der Schule fiel Richlings Talent zum Parodieren auf, studiert hat der Sohn eines Patentingenieurs dann aber Musik, Philosophie, Theaterwissenschaften, Schauspiel und Literaturwissenschaften – seine Magisterarbeit schrieb er über Karl Valentin. Und als er Mitte der 1970er-Jahre ein Engagement am Renitenztheater in Stuttgart bekam, war klar, dass er sein Hobby endgültig zum Beruf machen würde. Eine Entscheidung, die der Kabarettist nie bereut hat.
„Ich spreche auch gar nicht davon, dass ich arbeite, sondern ich habe das große Glück, wie vielleicht 0,2 Prozent, dass ich das, was ich normalerweise als Hobby machen würde als Beruf machen kann.“
Das gute Gedächtnis hilft beim Auswendiglernen
Zugute kommt Matthias Richling, dass er, wie er sagt, ein sehr gutes Gedächtnis hat. So kann er seine Texte schnell auswendig lernen und sie sich viele Jahre später wieder in Erinnerung rufen. Und wenn er sich dann wieder auf Spurensuche nach neuen Themen in der Politik begibt, ist er immer wieder aufs Neue motiviert. Auch wenn er dabei manchmal den Kopf schüttelt und die Welt nicht mehr versteht – und auch sich selbst mitunter nicht.
Die Mathias Richling Show
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