Kunst- und Meinungsfreiheit

Keine Ermittlungen: Lars Reichow darf ungestraft AfD beschimpfen

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Lars Reichow, Anchorman der "Fastnachtsthemen" (Foto: SWR)
Gratulierte der AfD zum 10jährigen Bestehen als „nutzlose, rassistische und extremistische Partei“: Lars Reichow als Anchorman der „Fastnachtsthemen im ELFTEN“

Eine gegen die AfD gerichtete Schimpfkanonade des Kabarettisten Lars Reichow in der diesjährigen Ausgabe der Fastnachtssendung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ hat keine juristischen Folgen. Die Staatsanwaltschaft Mainz lehnte die Einleitung eines förmlichen Ermittlungsverfahrens wegen Beleidigung oder Volksverhetzung ab. Der kritisierte Fernsehbeitrag begründe „keinen Anfangsverdacht einer Straftat“, teilte die Leitende Oberstaatsanwältin Andrea Keller auf Nachfrage dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit.

Meinungsfreiheit überwiegt „Grundrecht der Ehre“

In dem vorliegenden Fall überwiege die Kunst- und Meinungsfreiheit gegenüber dem „Grundrecht der Ehre“. Reichow war in der vom SWR gesendeten Fernsehfastnachtssitzung im Februar auf das zehnjährige Gründungsjubiläum der AfD eingegangen. In seinem Redebeitrag hatte er unter anderem die AfD-Bundestagsfraktion mit großem Beifall als „Haufen ungehobelter Arschlöcher“ bezeichnet. Die Partei werde von „radikalen, gescheiterten und gestörten Persönlichkeiten“ angeführt.

Äußerungen von Reichow sind keine Volksverhetzung

Die Staatsanwaltschaft Mainz hält dies für zulässig. „Gerade der politische Diskurs ist einer der wesentlichen Grundpfeiler der Demokratie und darf nicht durch zu eng gezogene Grenzen, in der die Wahl der korrekten Worte beim Werben um Zustimmung über eine Strafbarkeit entscheidet, im Keim erstickt werden“, erklärte Keller. Eine herabsetzende Äußerung sei erst dann strafbar, wenn „nicht mehr die Auseinandersetzung mit der Sache, sondern - jenseits auch polemischer und überspitzter Kritik - die Diffamierung im Vordergrund steht.“ Dies sei bei Reichows Beitrag nicht der Fall. Auch eine Volksverhetzung liege nicht vor.

Musikstunde Lars Reichow: Die musikalische Monatsrevue (April 2023)

Lars Reichow ist zufrieden: Im April wurden in Deutschland die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet, US-Präsident Biden hat angekündigt, zur nächsten Wahl anzutreten, und Mainz 05 hat den FC Bayern in die Liga der vom Ehrgeiz Zerfressenen geschossen! Wären da nicht Markus Söder, Mathias Döpfner und kurze Nächte, die dem SWR2-Musikkabarettisten die gute Laune verderben.

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SWR2 Musikstunde - LIVE | Schwetzinger SWR Festspiele 2023 Die musikalische Monatsrevue Mai 2023 mit Lars Reichow

Mit Lars Reichow
(Liveübertragung aus dem Kammermusiksaal)

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Song des Monats Der April-Song von Lars Reichow: „Wahrheiten“

Was ist die Wahrheit noch wert in Zeiten von manipulativer Künstlicher Intelligenz und dreisten Fake News? Und wie groß ist unser Vertrauen ins Durchschauen der Lüge? In Lars Reichows Song "Wahrheiten" gibt das politische Personal ein Stelldichein - und unser gesunder Menschenverstand wird auf die Probe gestellt.

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