Gleich zu Beginn fragt man sich bereits bange: Was könnte dieses oder jenes bedeuten — und wohin führen? So erklingt die DDR-Nationalhymne in der bis 1972 gesungenen Version, gleich danach noch einmal ohne Text.
Dazu verschließt die rote Fensterfront des Palastes der Republik die Bühne. Oben am Rand steht auf blauen Grund „Knie nieder vor dem Herrn, Bitch“ — als Anspielung auf das Berliner Stadtschloss, unter dessen Kuppel ein umstrittenes Bibelzitat steht mit der Aufforderung, sich einzig Jesus zu unterwerfen.
Nationalymne, abgerissener Palast der Republik, wiedererrichtetes Stadtschloss, intolerante Exklusivitätsansprüche — all das erweist sich unmittelbar als einziger Budenzauber, Effekthascherei, Fata Morgana. Nicht die geringste Fährte führt zum Rest des Abends, so unsere Kritikerin Ina Beyer.
Vier Gorkischauspieler*innen treten nach und nach auf und beantworten einer Stimme aus dem Off Fragen. Nahezu den gesamten Abend über wird Englisch gesprochen. Vermeintlich Biografisches wird berichtet — oder verweigert, weil es an diesem Haus gang und gäbe und also alles hinlänglich bekannt sei, so Schauspielerin Orit Nahmias. So geht es vage um sich verschlechternde Zustände: im Berufsleben, während der Pandemie, im Theater.
Den Großteil des Abends bestreitet Benny Claessens, Er traktiert das Klavier und die Zuschauer mit seinen endlosen Auslassungen. Dem Stadttheater, Hölderlin und dem Publikum an diesem Abend bescheinigt er seine tiefe Abneigung. Überhaupt zeichnet er in seiner Performance ein düsteres Bild seines Künstlerdaseins. All das legt sich betonschwer auf die Atmosphäre im Saal.
Fazit: Während sich allerorten gefreut wird über den Neustart, singen im Gorki apokalyptische Sirenen: „Es wird alles noch schlimmer“.