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Das Monster tanzt – Delattre Dance Company zeigt „Frankenstein“ in Mainz

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AUTOR/IN
Natali Kurth

Mary Shelleys berühmter Roman „Frankenstein“ als Stoff für ein Ballett: Der Franzose Stéphen Delattre zeigt als künstlerischer Leiter seiner Dance Company die Geschichte rund um das menschengemachte Monster in den Mainzer Kammerspielen. In seinem Werk kombiniert er klassisches Ballett auf Spitze mit Elementen des zeitgenössischen Tanzes.

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Ein moderner Touch für das Handlungsballett

Die Geschichte von Victor Frankenstein, der mit seinem Freund Henry aus Leichenteilen eine neue Kreatur erschafft, ist weltbekannt. Stephen Delattre bleibt zwar eng an der Romanvorlage, aber er kürzt vor allem die Personnages geschickt ein und verschlankt das Thema auf komprimierte eineinhalb Stunden.

Sein Faible für das Handlungsballett komme aus seiner Zeit bei Roland Petit, einem der wichtigsten Vertreter dieses Genres, so Delattre: „Ich liebe das „Story Ballett“, ich mag auch abstraktes Ballett. Ich mag die Arbeit auf Spitze und auf Socken und versuche dem Handlungsballett einen modernen Touch zu geben.“  

Stéphen Delattre - „Frankenstein“ (Foto: Pressestelle, Peter Hähnel)
Der französische Choreograf Stéphen Delattre führt seit mehr als zehn Jahren die Delattre Dance Company. Zu einer neuen Komposition von Milko Lazar choreografiert er jetzt „Frankenstein“ nach dem Roman von Mary Shelley. Ein tänzerisches Spektakel um die Menschlichkeit und das Monster im Menschen.

Die Rolle des Monsters ist schwer zu tanzen

Für die Tänzer der Delattre Dance Company, die alle im klassischen und zeitgenössischen Tanz ausgebildet sind, ist „Frankenstein“ ein große Herausforderung, denn perfekte Schritte abzuliefern, das reiche nicht, so Stéphen Delattre: „Ich denke, es ist sehr wichtig, dass die Tänzer auch schauspielern können. Sie müssen sich neu erfinden und nicht nur ihren Körper erforschen, sondern auch ihre eigene Persönlichkeit.“  

Die Musik, die der slowenischen Komponist Milko Lazar für „Frankenstein“ als Auftragswerk komponiert hat, unterstützt akzentreich die dramatische Entwicklung der Charaktere.

Besonders natürlich den des Monsters. Iannis Teirlijnck übernimmt diese komplizierte Partie: „Die Rolle des Monsters ist schwer zu tanzen. Es ist zusammengesetzt aus menschlichen und tierischen und monströsen Komponenten. Es hat etwas Bestialisches, Brutales, aber auch etwas sehr sensibles und zutiefst Menschliches.“  

Stéphen Delattre - „Frankenstein“ (Foto: Pressestelle, Peter Hähnel)
Pas de deux: Iannis Teirlijnck als Monster mit seinem Erfinder Coke Lopéz als Victor Frankenstein. Bild in Detailansicht öffnen
Der Spanier Coke Lopéz in der Rolle des Victor Frankenstein in Stéphen Delattres Ballettadaption „Frankenstein“ - einem der größten Romane der Weltliteratur. Bild in Detailansicht öffnen
Davide Cesari tanzt Henry Clerval. Henry arbeitet mit Victor Frankenstein heimlich an dem Experiment, aus Leichenteilen einen neuen Menschen zu erschaffen. Bild in Detailansicht öffnen
Pas de deux: Iannis Teirlijnck als Monster und Valérie Pelletier als Elisabeth Lavenza. Das Monster trägt eine vier Kilo schwere Maske. Das hautfarbene Kostüm lässt es fast nackt erscheinen. Jede Bewegung der Muskeln ist zu sehen. Getanzt wird sowohl klassisch auf Spitze, als auch zeitgenössisch und in Socken. Bild in Detailansicht öffnen

Aktuelle Bezüge im Stoff

Die zweite Herausforderung in der Rolle des Monsters, ist das Kostüm, meint Delattre: „Der Tänzer ist quasi nackt. Man sieht jeden einzelnen Muskel.Und die  Maske des Monsters wiegt vier Kilo. Damit ist es sehr schwer zu tanzen, das ganze Gewicht liegt auf dem Kopf und den Schultern und der Tänzer muss seine Körperlichkeit und seine Bewegungen darauf abstimmen. Das ist sehr schwierig.“  

Stephen Delattre mischt Gruppenszenen mit eindringlichen Soli und Duetten und zeigt dabei mit ganz unterschiedlichen choreographischen Sprachen auch verschiedene Arten der Liebe. Die heterosexuelle, die homosexuelle, die Liebe innerhalb einer Familie und auch die einer Patchworkfamilie.

Für Stephen Delattre geht es in dem weltberühmten Roman auch um die aktuellen Themen „Ablehnung und Ausgrenzung“ – das will er tänzerisch auf die Bühne bringen. Noch einmal Stephen Delattre:  „Das Monster ist ein Symbol der Ablehnung. Ich denke in dem Monster ist viel Menschliches und unter den Menschen gibt es viele Monster.“

Die Kostümkünstlerin Die Mainzerin Jula Reindell über die Kunst des Kostümdesigns

Jula Reindell entwirft Kostüme für Oper und Ballett

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