„Brecht hat dem Theater heute noch viel zu bieten“, sagt der Dramaturg Florian Malzacher zum 125. Geburtstag des Lyrikers, Dramatikers und Theaterrevolutinärs in SWR2. „Ich glaube, dass das Theater heute in vielen Teilen so ausschaut, wie Brecht sich das vielleicht vorgestellt hätte“, so Malzacher. Vor allem für das politische Theater sei Brecht noch immer ein wichtiger Bezugspunkt.
Reflexion statt Identifikation
„Ich kann mich natürlich in einem Hollywood-Film schmelzend hingeben“, so Malzacher, „aber wenn es um politische Themen geht, wäre es wahrscheinlich doch besser, wenn man mitdenkt.“ Und genau das wollte Brecht: den denkenden, nicht den fühlenden Zuschauer. Distanz statt Immersion.
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Der Theaterdenker Brecht relevanter als der Dramatiker
Wenn es um die Frage gehe, was uns Brecht heute noch zu geben habe, stehe deswegen gar nicht so sehr der Dramatiker im Vordergrund, sondern der Theaterdenker. Die Aktualität von Brecht habe nichts mit seinen Texten zu tun, sagt Malzacher, sondern komme daher, dass „er immer gesagt hat: Wir müssen auch über die Form des Theaters nachdenken“. Das Wie ist bei Brecht genauso entscheidend wie das Was. Und davon könne das politische Theater auch heute noch etwas lernen.
Florian Malzacher ist freier Kurator und Autor, von 2013-2017 leitete er das Theaterfestival Impulse. Zuletzt erschien sein Buch „Gesellschaftsspiele. Politisches Theater heute“.
Das Werk von Bertolt Brecht
Gedichte „Wenn der Krieg beginnt“ von Bertolt Brecht
Seit einem halben Jahr beherrscht der russische Angriffskrieg nicht nur die Berichterstattung in den Nachrichtenmedien. Auch in der Literatur schildern Schriftstellerinnen und Schriftsteller ihre Eindrücke. Immer schon waren Kriegsereignisse auch Thema in der Literatur. Sei es in antiken Epen oder der Lyrik der Neuzeit. Bertolt Brecht etwa beschäftigte sich in vielen seiner Gedichte mit dem Krieg. Dabei ging es ihm meist nicht explizit um den Ersten und den Zweiten Weltkrieg, die er selbst erlebte, sondern um einen allgemeinen Blick auf die Wirkung von Kriegen. Und so ist sein Gedicht „Wenn der Krieg beginnt“ von erschreckender Aktualität.