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Sanierung der Staatsoper Stuttgart: Kosten knapp unter einer Milliarde

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AUTOR/IN
Susanne Kaufmann

Entwickeln sich Sanierung und Erweiterung der Staatsoper Stuttgart zum Milliardenprojekt? 730 bis 980 Millionen Euro kalkulieren Stadt und Land, inklusive Baukostensteigerung und den Kosten für die benötigte Spielstätte. Stadt und Land haben dem Verwaltungsrat der Staatstheater am 4. November dargelegt, wie sie sich die Eckpunkte der überfälligen Sanierung denken.

Grobe Kostenkalkulation übertrifft alle Erwartungen

Wie viel wird es kosten, die Oper Stuttgart zu sanieren? Ein über 100 Jahre altes Gebäude mit einer komplexen Bühnentechnik fit zu machen fürs 21. Jahrhundert? Die grobe Kalkulation, die seit dem 4. November auf dem Tisch liegt, hat alle Erwartungen und auch Befürchtungen übertroffen: Rund eine Milliarde Euro veranschlagen Stadt und Land, vertreten durch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn.

Stuttgarts OB Fritz Kuhn sitz mit erhobenem Zeigefinger und ernstem Gesicht an einem Tisch. (Foto: dpa Bildfunk, Marijan Murat)
Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn

Damit hat Kuhn tatsächlich eingelöst, was er auch in der Vergangenheit immer sagte: Er wünsche sich „eine große Lösung“.

„Ich weiß, dass die Zahlen hoch sind: Ein Korridor von 730 Millionen bis 980 ist verdammt viel, aber ich werde dafür werben, dass wir dieses bewahren und erhalten und diese Summen investieren.“

Auch habe er keine Angst, im nächsten Jahr, wenn Stuttgart einen neuen Oberbürgermeister wählt, als der Milliarden-OB in den Wahlkampf ziehen zu müssen.

„Überhaupt nicht! Gerade im Wahlkampfjahr, wo die OB-Wahl ist und ein Jahr später die Landtagswahl, wird es um die Frage gehen: Wer stellt sich der Verantwortung oder wer schlägt sich vor lauter Verantwortung in die Büsche? Und darüber werden wir natürlich heftig streiten.“

Theresia Bauer: Das Haus in eine gute Zukunft führen

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer betont, Baden-Württemberg wolle sauber rechnen, um sich bei großen Bauprojekten „nicht in die Tasche zu lügen.”

„Wir wollen mit ehrlichen Zahlen rechnen, ... auch die Risikoaufschläge integrieren von Anfang an und auch die Baupreissteigerungen, die derzeit ja enorm sind, mit einpreisen. Lieber jetzt die große Zahl, als später die böse Überraschung.“

Theresia Bauer: Eine „ehrliche Zahl” für die Sanierung nennen

Vergleichbare Kostenentwicklung für Bühnen in Köln und Frankfurt

Dass diese Zukunft eine Milliarde Euro kosten könnte, damit hatte bis zum jetzigen Zeitpunkt freilich niemand gerechnet. Doch auch in Köln rechneten die Zeitungen schon hoch, dass die Sanierung von Oper und Theater vielleicht eine Milliarde kosten könne. Ähnlich in Frankfurt. Auch dort ist bereits die Rede von knapp einer Milliarde für die Sanierung der Städtischen Bühnen.

Die Sanierungsvorhaben anderer großer Häuser im Südwesten liegen allerdings weit darunter. Das Badische Staatstheater Karlsruhe kalkuliert mit rund 300 Millionen Euro, die Generalsanierung des Nationaltheaters Mannheim soll über 250 Millionen kosten. Bauer meint, es sei richtig, ins Staatstheater einer Landeshauptstadt ggf. auch eine Milliarde zu investieren.

Zwischenlösung für Oper auf dem Gelände der Wagenhallen

In Stuttgart muss nicht nur der historische Bau von 1912 mit seiner komplett veralteten Bühnentechnik erneuert werden. Es geht um umfangreiche bauliche Erweiterungen, und dazu kommen noch die Kosten für eine vorübergehende Spielstätte, die auf dem Gelände der Stuttgarter Wagenhallen entstehen soll – aber nicht dort, wo sich die freie Künstlerszene niedergelassen hat, sondern etwas seitlich. Sie soll auch dem Wunsch der Nachhaltigkeit genügen. Zwei große Gebäude könnten später Teil der sogenannten Maker City werden, sagt Fritz Kuhn. Dazu kämen eine Bühne und ein Bühnenturm aus wiederverkaufbaren Modulen. Endkosten dafür: 83 Millionen Euro.

Gisela Splett, Staatssekretärin im Finanzministerium, nannte der Presse die Spannbreite der einzelnen Kosten. So werde die Sanierung der Oper Littmannbau zwischen 260 und 338 Millionen Euro kosten, der Abbruch und der Neubau des Kulissengebäudes zwischen 200 und 260 Millionen, schließlich die Schnittstellen zum Kulissengebäude 90 bis 117 Millionen.

Notwendig ist vorher freilich noch die Zustimmung des Stuttgarter Gemeinderats und des Landtags, das heißt, dass Abgeordnete aus ganz Baden-Württemberg das Leuchtturmprojekt in der Landeshauptstadt unterstützen müssen. Mit 5,5 Millionen Menschen lebt in der Metropolregion Stuttgart die Hälfte der Landesbevölkerung.

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Susanne Kaufmann