Harry Kupfer galt als einer der profiliertesten Opernregisseure. Der gebürtige Berliner war mehr als 20 Jahre lang künstlerischer Leiter der Komischen Oper. Er baute auf eine Karriere in der DDR – obwohl er bespitzelt wurde. Ein Rückblick mit Kupfer-Zitaten zu seinem 80. Geburtstag am 12. August 2015.
Die Oper hat sein Leben bestimmt. Der Rausch der Musik einerseits, andererseits aber auch die klare strukturelle Analyse. Kupfer war ein extrem präziser Regisseur auf Proben.
Ohne Musik fiel ihm nichts ein, sagte Harry Kupfer. Das war immer so, in der DDR, in Bayreuth, oder in Salzburg, wo er im Jahr 2016 seinen "Rosenkavalier" aufgefrischt hat. Die profunde Ausbildung an der Universität in Leipzig, Vorlesungen bei Hans Mayer, Brechts Theater am Schiffbauer Damm und die großen Inszenierungen von Walter Felsenstein, dem Gründer der Komischen Oper, haben ihn geprägt. Ebenso wie die Schwierigkeiten, als Künstler in der DDR zu überleben. Ein abgeschwächter Hofnarr sei er gewesen. Verlassen aber hätte er den Arbeiter- und Bauernstaat nie.
Nach seinen Inszenierungen des "Fliegenden Holländers" und des "Rings der Nibelungen" in Bayreuth durfte Kupfer unbegrenzt reisen, man ließ ihn in Ruhe. Aber die Stasi beobachtete ihn dennoch. 800 Seiten umfasste seine Akte. Er hat sie selbst nicht gelesen. Seine 2008 verstorbene Frau hat sich durchgearbeitet und ihm berichtet, welche angeblichen Freunde intimste Geheimnisse ausgeplaudert hatten. Kupfer war ein Mensch, der nicht zurückblickte und keine Genugtuung wollte.
Seine Inszenierungen waren voller authentischer Spannung, nie stand ein Sänger auf dem Tenorpunkt, Bewegung im Spiel unterstreicht die Musik. Unvergessen und ewig ausverkauft: sein "Orpheus" an der Komischen Oper mit Jochen Kowalski. Kupfer hat immer wieder, unterstützt von seiner Frau, einer Gesangspädagogin, Sänger zu Höchstleistungen motiviert.
Lange war Kupfer künstlerischer Leiter an der Komischen Oper, und auch, um bessere finanzielle Rahmenbedingungen zu schaffen, Mitarbeiter in vielen politischen Gremien, die er irgendwann entnervt verlassen hat.