Bühne

„Theater Rampe“ in Stuttgart erhält den Theaterpreis des Bundes

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Von Vivien Götz und Tobias Ignée

Seit 2013 leiten Marie Bues und Martina Grohmann das „Theater Rampe“ im Depot der Zahnradbahn in Stuttgart. Sie zeigen zeitgenössisches Theater, Tanz und Performance-Kunst. Für das außergewöhnliche Programm erhält die „Rampe“ den Theaterpreis des Bundes, dotiert mit 75.000 Euro. Der Preis wird seit 2015 verliehen und geht erstmals nach Baden-Württemberg. Er soll die Bedeutung kleinerer Häuser als Orte gesellschaftlicher Verhandlungen würdigen.

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„Theater Rampe“ in Stuttgart: Anlaufstelle für die freie Szene

„Der Preis hat uns erstmal richtig glücklich gemacht“, so Martina Grohmann, „weil er eine Anerkennung auch für eine Aufbauarbeit mit sich bringt. Wir haben versucht dieses Haus zu einer Anlaufstelle im Süden Deutschlands zu machen, für zeitgenössisches Theater, für die freie Szene.“

Martina Grohmann leitet das „Theater Rampe“ zusammen mit ihrer Kollegin Marie Bueß. Für beide ist die Rampe nicht nur ein Ort für zeitgenössische Kunst, sondern auch ein Raum, der gesellschaftliche Debatten aufgreift. Etwa mit dem aktuellen Stück „Who run the world: das Evangelium nach Maria – die Apokalypse nach Lilith“, mit dem die Rampe sich in die Diskussion über Geschlechterverhältnisse einmischt.

0527 Theater Rampe (Foto: Pressestelle, Theater Rampe - Foto: Alex Wunsch)
„Who run the world. Das Evangelium nach Maria/Die Apokalypse nach Lilith“ mit Sivan Ben Yishai und Niko Eleftheriadis am Stuttgarter „Theater Rampe“.

Diskriminierungsmuster und um Machtmechanismen hinterfragen

Das Stichwort lautet, Grenzen aufzulösen. Die beiden Intendantinnen denken Theater dafür als Kosmos, in dem es viele verkrustete Strukturen und Denkmuster gebe, die hinterfragt werden sollten.

„Es geht da gar nicht nur um Geschlechterverhältnisse“, so Martina Grohmann, „sondern auch um Diskriminierungsmuster und um Machtmechanismen. Wir an der Rampe versuchen selbstkritisch weiterzuarbeiten an anderen Zugängen zum Theater. Ich denke, das ist ein Ansatz, der die Theater vermehrt beschäftigen wird.“

0527 Theater Rampe (Foto: Pressestelle, Theater Rampe - Foto: Lucia Obst)
Das „Theater Rampe“ befindet sich in Stuttgart im Depot der Zahnradbahn.

Auch Leute ansprechen, die nie ins Theater gehen

Das Prinzip „Grenzen auflösen“ wird im eigenen Theateralltag durch flache Hierarchien und eine Personalstruktur gelebt, die einer multikulturellen Gesellschaft gerecht werden soll. Diesen Anspruch stellt die Rampe auch an ihre neue Spielzeit.

„In unserem Projekt Volks*theater – also ,Volk' mit Sternchen geschrieben – beginnen wir einen Rechercheprozess“, berichtet Martina Grohmann. „Wir gehen auf die Straße und fragen Leute, welches Theater sie eigentlich wollen - auch Leute, die nie ins Theater gehen. So versuchen wir herauszufinden, was Theater in der Stadt bedeuten könnte, damit es vielleicht mehr als die üblichen zwei bis vier Prozent der Stadtgesellschaft anspricht.“

„Theater Rampe“ in Stuttgart. Aktuelles Spielzeitprogramm.

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SWR