Künftiger Intendant des Stuttgarter Schauspiels präsentiert Spielzeitpläne

Kosminskis große Pläne für Stuttgart

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Am 8.6.2018 von Susanne Kaufmann

Die Stuttgarter Bühnen stehen vor einem kompletten künstlerischen Neuanfang. Die drei neuen Sparten-Intendanten haben ihr Programm für die nächste Spielzeit vorgestellt, Viktor Schoner für die Oper, Tamas Detrich für das Ballett. Mit Spannung erwartet wurde der designierte Schauspielintendant, Burkhard Kosminski, der derzeit noch am Nationaltheater Mannheim die Theatersparte leitet. Susanne Kaufmann hat mit ihm gesprochen.

Herr Kosminski, Ihr Leitmotiv für den Start in Stuttgart lautet selbstironisch „Warum denn nicht: warum?“

„Wir in der Dramaturgie fanden das eigentlich witzig zu sagen, lasst doch mal einfach alles in Frage stellen: warum? Und dann sagen wie ein Kind ‚Warum denn nicht warum?‘ und suchen nach Antworten. Und so eigentlich die Stadt vielleicht zu erobern, dass unsere Fragen in die Stadtgesellschaft gespiegelt werden, und ‚Warum denn nicht warum‘ steht vielleicht da oben drüber.“

Burkhard C. Kosminski, der neue Intendant des Schauspiels Stuttgart, steht vor dem Opernhaus. (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - Foto: Bernd Weissbrod)
Burkhard C. Kosminski, der neue Intendant des Schauspiels Stuttgart, vor dem Opernhaus.

Warum ist es Ihnen so wichtig, sich ab Herbst mit der eigenen Stadt auseinander zu setzen?

„Ich glaube, dass jedes Theater und jede Stadt so seine eigene DNA hat und wenn man sich wirklich auf ein Theater einlässt oder auf eine Stadt einlässt, gibt es spezifische Fragen. “

Thema Stuttgart 21: Der gebürtige Esslinger Tobias Rehberger hat Ihnen zugesagt, eine Installation für den Schlossgarten zu entwerfen...

„... und das Tolle an ihm ist ja, dass es immer eine begehbare, eine erlebbare Kunst ist. Und ich glaube, wenn diese Rieseninstallation dann vor dem Schauspielhaus vier bis acht Wochen steht, wird es toll sein für die Bürger da reinzugehen und seine Utopie von dem neuen Stuttgart zu sehen – natürlich ein künstlerischer Entwurf – und vielleicht auch einen Diskurs anzuregen.“

Die neuen Intendanten am Staatstheater Stuttgart: Burkhard C. Kosminski, Viktor Schoner, Tamas Detrich und Marc-Oliver Hendriks. (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - Foto: Bernd Weissbrod)
Guter Laune sind die neuen Intendanten am Staatstheater Stuttgart bei ihrer offiziellen Vorstellung: Burkhard C. Kosminski wird neuer Schauspielintendant, Viktor Schoner verantwortlich für den Opernbereich, Tamas Detrich für das Ballett. Marc-Oliver

Glaube an ein weltoffenes Stuttgart

Kosminski und Stuttgart: da ist nichts von dem Gefühl der Fremdheit, das der scheidende Theaterintendant Armin Petras einst benannte. Stattdessen der Glaube an eine weltoffene internationale Stadt, in der man Utopien entwerfen und diskutieren kann.

Verstärkt soll sich das Schauspiel den Perspektiven internationaler Künstler öffnen, etwa mit einer Deutschen Erstaufführung, die Kosminski zur Spielzeiteröffnung selber inszenieren wird.

Romeo-und-Julia-Geschichte zur Spielzeiteröffnung

Es ist das neue Stück des frankokanadischen Autors, Regisseurs und Theaterleiters Wajdi Mouawad: „Vögel“, eine moderne Romeo-und-Julia-Geschichte in deutsch, hebräisch, englisch und arabisch, in der es um die Brüchigkeit von Identitäten und Biographien geht.

In diesem Stück wird auch ein neues Mitglied des Ensembles vorgestellt: Itay Tiran, der derzeit wohl berühmteste israelische Schauspieler. Er hat gerade mit Ben Kingsley einen großen Kinofilm gedreht.

Neue Regisseure: Milo Rau, Calixto Bieito, Susanne Lietzow

Kosminski hat ein weitgespanntes Netz an Kontakten. Regisseure aller Generationen werden künftig in Stuttgart inszenieren, darunter Milo Rau und Calixto Bieito, bis hin zum 84jährigen Achim Freyer. Auch viele Frauen wie die zweifache Nestroy-Preisträgerin Susanne Lietzow.

Große Dramatiker der Gegenwart wie Nis-Momme Stockmann und Roland Schimmelpfennig werden zukünftig für Stuttgart schreiben, abgestimmt auf das Ensemble und auf einzelne Charaktere. Mit Dramen, die er für das Nationaltheater Mannheim schreiben ließ, hat Kosminski schon zweimal den Mühlheimer Dramatikerpreis gewonnen. Das sind gute Perspektiven.

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SWR