Das Phantom der Oper mit seinem Erfinder Andrew Lloyd Webber (Hamburg 2013) (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / dpa | Axel Heimken)

Musical-Komponist

Von singenden Katzen und swingenden Zügen: Andrew Lloyd Webber wird 75

Stand
AUTOR/IN
Dominic Konrad

„Das Phantom der Oper“, „Starlight Express“ oder „Evita”: Kaum ein Komponist hat so viele erfolgreiche Musicals auf die Bühne gebracht wie Sir Andrew Lloyd Webber. Seine opulenten Produktionen begeistern ein Massenpublikum, auch wenn sie musikalisch gerne als seichte Unterhaltung belächelt werden. Am 22. März feiert der Komponist seinen 75. Geburtstag.

Andrew Lloyd Webber und Tim Rice (1973) (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / ASSOCIATED PRESS | -)
Gerade einmal 17 Jahre alt ist Andrew Lloyd Webber (rechts), als er 1965 den 20-jährigen Songwriter Tim Rice kennenlernt. 1970 gelingt ihnen ein skandalumwitterter Erfolg …
Andrew Lloyd Webbers „Jesus Christ Superstar“ (Berlin, 2015) (Foto: IMAGO, BRIGANI-ART)
„Jesus Christ Superstar“! Das Musical erzählt in Form einer Rockoper die biblische Passionsgeschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem bis zur Kreuzigung. Gläubige Christen sind empört, denn zu großen Teilen wird die Handlung aus der Perspektive von Judas Iskariot erzählt.
Andrew Lloyd Webbers „Evita“ (London, 2014) (Foto: IMAGO, Everett Collection)
„Weine nicht um mich, Argentinien“. In „Evita“ nehmen sich Lloyd Webber und Rice 1976 die Lebensgeschichte von Eva Perón vor: der Aufstieg einer Frau aus ärmlichen Verhältnissen zur populistisch verklärten Mutter des Volkes.
Andrew Lloyd Webbers „Cats“ (Shanghai, 2012) (Foto: IMAGO, Xinhua)
Ende der 1970er-Jahre gehen Songwriter und Komponist getrennte Wege. In „Cats“ verarbeitet Lloyd Webber eine Auswahl von Gedichten aus T.S. Eliots „Old Possums Katzenbuch“ ...
Andrew Lloyd Webbers „Cats“ (Zagreb, 2017) (Foto: IMAGO, Pixsell)
... zu einem episodenhaft erzählten Musical über streunende Katzen. Die Ballade „Memory“ (deutsch: „Erinnerung“) wird zum Welthit.
Placido Domingo, Andrew Lloyd Webber, Sarah Brightman: „Requiem Mass“ (1985) (Foto: IMAGO, Everett Collection)
Lloyd Webber versucht, auch in der ernsten Musik Fuß zu fassen. Am 24. Februar 1985 wird in New York sein „Requiem“ uraufgeführt. Lorin Maazel dirigiert, als Solisten singen Plácido Domingo und Lloyd Webbers damalige Ehefrau Sarah Brightman.
Das Phantom der Oper 1988 am New Yorker Majestic Theatre (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ed Bailey)
Sarah Brightman übernimmt auch die weibliche Hauptrolle in Lloyd Webbers nächstem Projekt: Das „Phantom der Oper“ treibt in der Pariser Oper sein Unwesen und zieht die junge Sängerin Christine Daaé in seinen Bann.
Andrew Lloyd Webbers „Das Phantom der Oper“ (Moskau, 2016) (Foto: IMAGO, Everett Collection)
Die Adaption des Romans von Gaston Leroux wird ein Welterfolg. In London läuft das Musical seit 1986, die New Yorker Produktion wird im April 2023 ihre Pforten schließen – nach 35 Jahren.
Deutsche Premiere von  „Liebe stirbt nie“ am Stage Operettenhaus im Oktober 2015 (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / dpa | Christian Charisius)
2010 versucht Lloyd Webber, den Welterfolg des Phantoms mit einem zweiten Teil zu wiederholen und scheitert: „Liebe stirbt nie“ („Love Never Dies“) wird von der Kritik verrissen und kann auch beim Publikum nicht überzeugen.
Andrew Lloyd Webbers „Starlight Express“ (London 2012) (Foto: IMAGO, Bettina Strenske)
Keiner kann es besser als die Dampflok: „Starlight Express“ ist das langlebigste Musical Deutschlands. Seit 1988 läuft die deutsche Produktion in Bochum.
Andrew Lloyd Webbers „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ (1997) (Foto: IMAGO, United Archives)
Eins seiner ersten Musicals unterzieht Lloyd Webber Anfang der 1990er-Jahre einer Frischzellenkur. „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ schafft es mit dem Song „Wie vom Traum verführt“ an die Spitze der deutschen Hitparade.
Helen Schneider und Uwe Kröger in „Sunset Boulevard“  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance / dpa | Arne_Dedert)
1993 adaptiert Lloyd Webber Billy Wilders Hollywood-Satire „Boulevard der Dämmerung“ für die Bühne. Für die deutsche Erstaufführung von „Sunset Boulevard“ mit Helen Schneider und Uwe Kröger wird bei Wiesbaden eigens das Rhein-Main-Theater errichtet.
Helen Schneider als Norma Desmond in „Sunset Boulevard“ (Bad Hersfelder Festspiele 2011) (Foto: IMAGO, DRAMA-Berlin.de)
Das üppig orchestrierte Musical erzählt von der vergessenen Stummfilmdiva Norma Desmond, die im Glauben lebt, noch immer ein großer Hollywoodstar zu sein. Helen Schneider spielt die Rolle erneut 2011 bei den Festspielen im hessischen Bad Hersfeld.
Kennedy Center Honors 2006: Dirigent Zubin Mehta, Regisseur Steven Spielberg, Sängerin Dolly Parton, Sänger Smokey Robinson und Komponist Sir Andrew Lloyd Webber (Foto: IMAGO, UPI Photo)
2006 zeichnet das Kennedy Center Andrew Lloyd Webber neben Zubin Mehta, Steven Spielberg, Dolly Parton und Smokey Robinson für seine kulturellen Verdienste aus. Es ist eine der höchsten Ehren der USA.
Andrew Lloyd Webbers „School of Rock“ (2016) (Foto: IMAGO, Parsons Media)
Mit Julian Fellowes, dem Autor von „Downton Abbey“, arbeitet Lloyd Webber 2015 an „School of Rock“. Die Komödie über einen erfolglosen Rockmusiker, der Lehrer an einer Privatschule wird, läuft vier Jahre am Westend und am Broadway.
Emmys 2018: Auszeichnung für TV-Event „Jesus Christ Superstar Live“  (Foto: IMAGO, Everett Collection)
Der Emmy für das TV-Event „Jesus Christ Superstar Live in Concert“ (2018) macht Andrew Lloyd Webber zum EGOT-Gewinner: Er ist einer von insgesamt 18 Menschen, die alle vier großen Unterhaltungspreise der USA gewonnen haben.
Andrew Lloyd Webber und Hauptdarstellerin Linedy Genao promoten „Bad Cinderella“ (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Craig Ruttle)
Mit 75 weiterhin voll im Geschäft: Andrew Lloyd Webbers neuestes Projekt ist „Bad Cinderella“, eine modernisierte Pop-Version von „Aschenputtel“. Am 23. März feiert die Produktion ihre Broadway-Premiere.

Der Mann hinter dem „Phantom der Oper“

Düstere Orgelklänge, kreischende E-Gitarre und ein Kronleuchter, der sich blitzend und klirrend in die Höhe erhebt: Mehr als 140 Millionen Besucherinnen und Besucher weltweit haben bis heute Andrew Lloyd Webbers größten Hit „Das Phantom der Oper“ auf der Bühne gesehen und damit zu einer der erfolgreichsten Theaterproduktionen aller Zeiten gemacht. Es läuft seit 36 Jahren am Londoner Westend, nur unterbrochen durch die Corona-Pandemie.

Der Titelsong „The Phantom of the Opera“ beim Jubiläumskonzert 2011

Lloyd Webber beherrscht wie kein anderer die Mischung von effektvoller Show und massentauglichen Ohrwürmern. In den 1970er-Jahren machte er sich mit „Jesus Christ Superstar“ und „Evita“ einen Namen. Ab 1981 folgten mit „Cats“, „Starlight Express“ und dem „Phantom” seine größten Erfolge, die bis heute weltweit gespielt werden und das Genre Musical nachhaltig geprägt haben.

Für seine Musicals, deren Verfilmungen und Aufzeichnungen wurde Andrew Lloyd Webber unter anderem mit jeweils einem Oscar und einem Emmy, drei Grammys und sechs Tony-Awards geehrt. Er gehört damit zum illustren Kreis von 18 Personen, die alle vier großen Unterhaltungspreise der USA gewonnen haben.

Mehr zum Thema Musical

Zeitwort 14.5.1986: Das Musical „Chess“ wird uraufgeführt

Es gab ungläubiges Staunen, als Andrew Lloyd Webber ausgerechnet „Schach“ zum Thema seines neuen Musicals machte. Einige Songs daraus sind bis heute Welthits.

SWR2 Zeitwort SWR2

Zeitwort 29.4.1968: Das Musical Hair feiert am Broadway Premiere

Rebellion, Flower-Power und freie Liebe, Fransenjacken, Batik-Kleider und lange Haare: Heute vor 53 Jahren kam das Hippie-Musical „Hair“ auf die Bühne.

SWR2 Zeitwort SWR2

Stand
AUTOR/IN
Dominic Konrad