Ein Ballett über das Vorwort zu Dorian Gray
Das Bühnenbild im Nationaltheater Mannheim gleicht einem Museum. Wir befinden uns mitten in einer Vernissage. Wir hören Musik, die Christof Littmann eigens für „Dorian“ komponiert hat. Es gibt einen Kurator, der seine Kunst anpreist, einen Kritiker, der sich allwissend aufspielt, ein Publikum, dass begeistert werden will, um mit seinen neuen Eindrücken angeben zu können.

Das ist nicht ganz das, was der Titel „Dorian“ zunächst erwarten lässt. Felix Landerer: „Als ich das Buch gelesen habe, merkte ich, dass es als Erzählstoff sehr komplex ist. Es reizt mich aber nicht so, es nachzuerzählen. Was ich an dem Vorwort mochte, ist das Verhältnis zwischen Betrachter und Kunstobjekt. Und das Verhältnis vom Zuschauer, zur Bühne, zum Schaffenden.“
Betrachter mit der Kunstwelt von Oscar Wilde in Berührung bringen
Das Vorwort eines Romans - wichtiger als die Handlung selbst. Felix Landerer geht es nicht darum, aus Dorian Gray ein abendfüllendes Handlungsballett zu schaffen. Dorian Gray selbst taucht nicht als Person auf – aber er steht für ein Verständnis für Kunst, das sich in reinem Ästhetizismus erschöpft. Felix Landerer: „Es geht für mich um eine Übertragung in eine Kunstwelt. Wie wird Kunst wahrgenommen, wo liegt die Verantwortung des Zuschauers? Soll er sich zurücklegen und genießen, ist das die Aufgabe von Kunst? Soll er in einen Austausch mit etwas geraten?“
