Russlands Krieg in der Ukraine: Deutschlands Versagen und Lehren daraus

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Dr. med. Nabil Atassi
Moderator Nabil Atassi aus dem SWR1 Team. Zu hören in der Talk-Sendung SWR1 Leute - immer 2 Stunden für einen Gast mit interessanten Themen. (Foto: SWR)

Expertin Sabine Adler kritisiert die Osteuropa- und Russlandpolitik der Bundesregierung und fordert einen Kurswechsel.

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Der Krieg in der Ukraine und die Folgen für Deutschland

Der russische Angriff auf die Ukraine und der daraus entstandene Krieg dominieren dieses Jahr die Schlagzeilen und Diskussionen. Kein Wunder, hat der Krieg in Europa doch auch ganz direkte Folgen für die deutsche Außenpolitik, Wirtschaft und unser Leben. Die Osteuropa-Expertin Sabine Adler arbeitet für den Deutschlandfunk und war als Korrespondentin in Russland und der Ukraine. Sie berichtete viele Jahre aus Moskau und Warschau mit dem Schwerpunkt Polen, Belarus, baltische Länder und Ukraine und wurde u. a. als "Politikjournalistin des Jahres" ausgezeichnet.

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Tschetschenienkrieg als Blaupause für Ukraine

In ihrem Buch "Deutschlands Versagen und die Lehren für die Zukunft" wirft Adler die Frage auf, wie es zu dieser Eskalation kommen konnte und was Deutschland übersehen hat. Außerdem blickt sie auf die Fehler, die unser Land und die Europäische Union ihrer Ansicht nach mit Blick auf Russland und die Ukraine gemacht haben – und stößt dabei auf den Krieg in Tschetschenien.

»Tschetschenien könnte eine Blaupause für die Ukraine sein: Erst wird eine Region in Schutt und Asche gelegt, dann die Zivilbevölkerung durch Massaker weiter dezimiert und massiv eingeschüchtert und schließlich per Gewaltherrschaft unter Moskaus Knute gezwungen.«

Kritik an deutscher Russlandpolitik - seit der Annexion der Krim

Schon nach der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland im Jahr 2014 appellierte Sabine Adler an die Bundesregierung, "eine realitätsbasierte statt illusionsgeleitete" Russlandpolitik zu verfolgen und die territoriale Integrität der Ukraine nicht einer interessensgeleiteten Politik gegenüber Russland zu opfern. Fast neun Monate nach Ausbruch des Krieges wirft sie der Bundesregierung Versagen und Versäumnisse in der Osteuropa- und Russlandpolitik vor.

Buch: Deutschlands Versagen und die Lehren für die Zukunft

In ihrem aktuellen Buch geht sie zurück in die Vorgeschichte: die Zeit der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder und dessen Russland-Nähe.

»Trotz des 1999 beginnenden zweiten Tschetschenienkrieges geht der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder nicht etwa auf Abstand zum Kreml, sondern nähert sich ihm immer mehr an. Zehn Tage vor der Bundestagswahl 2005, von der abzusehen ist, dass ihr Ausgang knapp werden wird, zurren Schröder und sein inzwischen langjähriger Freund Wladimir Putin einen Deal fest. Sie bringen ein Geschäft unter Dach und Fach für den Fall, dass der Sozialdemokrat die Wahl verliert.«

Bei dem Geschäft handelt es sich um die Gas-Pipeline Nord Stream durch die Ostsee. Als neue Kanzlerin hätte Angela Merkel 2005 jede Möglichkeit gehabt, die Absichtserklärungen zum Bau anzufechten, so Adler.

»Zumal ihr Polen, Litauen, Lettland und Estland längst vorwerfen, zusammen mit Russland die Europäische Union zu spalten ... [sie] gibt das Projekt trotzdem nicht auf.«

Über die lange Historie des Ukraine-Kriegs, über die deutsche Außen- und Russland-Politik und die politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen mit Russland sprechen wir mit Sabine Adler in SWR1 Leute und erörtern, wie ein politischer Kurswechsel jetzt aussehen muss.

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