Schriftstellerin Grit Poppe gibt den Opfern eine Stimme

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Katja Heijnen
Katja Heijnen (Foto: SWR, SWR1 -)

Eigentlich schreibt Grit Poppe Jugendbücher, gerne auch mit Fantasy-Elementen. Jetzt hat sie ein aufsehenerregendes Sachbuch geschrieben. In "Die Weggesperrten" lässt sie zusammen mit ihrem Sohn Zeitzeugen zu Wort kommen, die als Kinder oder Jugendliche in den Kinderheimen der DDR zu "sozialistischen Persönlichkeiten" umerzogen wurden – in "Spezialheimen", in denen Menschenrechte mit Füßen getreten wurden.

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Schwererziehbar ...

... waren angeblich die Kinder und Jugendlichen, die in den Spezialkinderheimen und Jugendwerkhöfen der DDR landeten. Sie waren unangepasst oder Kinder unangepasster Eltern. Manchmal reichte es schon, falsche Klamotten zu tragen oder falsche Musik zu hören, um als "schwererziehbar" zu gelten. Zwangsarbeit, Schläge, Essensentzug, Arrest in der Einzelzelle sollten sie zu "guten" DDR-Bürgern formen.

Kein Einzelfall

Etwa 135.000 Minderjährige waren in diesen Umerziehungsheimen der DDR bis zur Wende untergebracht. Bis heute sind viele von ihnen traumatisiert. Grit Poppe hat einige dieser ehemaligen Heimkinder kennengelernt, als sie für Ihren Jugendroman "Weggesperrt" recherchiert hat. Ihr war es wichtig, dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte bekannter zu machen.

Vita

Grit Poppe, geboren 1964 in Boltenhagen, war die Tochter des Physikers und Bürgerrechtlers Gerd Poppe. Trotz bester Noten durfte sie kein Abitur machen, was ihr aber relativ egal war. Denn schon früh wollte sie nur schreiben. Diesen Traum hat sie sich längst erfüllt: Mit ihren Jugendromanen "Weggesperrt", "Abgehauen" und "Schuld" feierte sie große Erfolge. Grit Poppe engagierte sich auch politisch. Zu Wendezeiten war sie Mitglied der Bürgerbewegung "Demokratie Jetzt" und bis 1992 Geschäftsführerin dieser Bürgerbewegung (später Bündnis 90) für das Land Brandenburg.