So erkennen Sie einen Psychopathen

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Nicole Köster
Moderatorin Nicole Köster aus dem SWR1 Team moderiert täglich ausßer samstags zwischen 10 und 12 Uhr die Sendung SWR1 Leute (Foto: SWR)

Psychopathen sind nicht immer Serienkiller. Im Gegenteil: Psychopathen begegnen uns täglich, sagt Psychologe Dominik Schwarzinger. Wie gehen wir am besten mit diesen Menschen um?

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Wenn wir den Begriff "Psychopath" hören, denken die meisten von uns vermutlich an einen Serienkiller oder einen Mörder. Doch das ist weit gefehlt. Jeder achte Mensch weist psychopathische Persönlichkeitszüge auf. Auch beliebte Filmfiguren weisen Merkmale einer Psychopathie auf, zum Beispiel James Bond:

»Er ist absolut charmant, hat ein großes Ego, ist aber gleichzeitig absolut kalt, emotionslos. Er mordet, hat gar keine Reue dabei und er ist absolut angstfrei. Er sucht den Nervenkitzel. Er kann sofort umschalten von einer Kampfhandlung in eine Liebensszene.«

So erkennen Sie einen Psychopathen

Wir begegnen ihnen täglich, in der Familie, in Freundschaften, im Job oder in der Freizeit: Personen mit einer psychopathischen Störung bedeuten für die Mitmenschen Stress.

Typisches Verhalten eines Psychopathen:

  • Überheblichkeit, fast schon egozentrische Überhöhung des Selbst
  • Überhöhung der eigenen Ansprüche und Bedürfnisse
  • sehr dominantes Auftreten
  • hohe Ansprüche gegenüber anderen Menschen
  • emotionale Härte gegenüber anderen
  • ausbeuterisches Verhalten
  • Höchstwahrscheinlich nie ehrenamtlich aktiv gewesen, weil ihm das nichts bringt

Meistens wirken Psychopathen auf den ersten Blick ganz anders: charmant, sehr freundlich, gesund und kompetent.

Wie können wir diesen Menschen entgegentreten? Der Psychologe Dominik Schwarzinger geht dem nach. Er ist Professor an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Berlin.

»Der Erfolg der Psychopathen wird meist erst möglich, weil sie mit ihrem Verhalten durchkommen.«

Tipps: Wie wehre ich mich gegen einen Psychopathen?

Es ist nicht immer leicht, einen Psychopathen oder eine Psychopathin zu entlarven und sich nicht als Opfer zu fühlen. Wie wir diese "menschlichen Raubtiere" durchschauen und was einen Psychopathen ausmacht, verrät Psychologe Dominik Schwarzinger in SWR1 Leute.

Tipps zum Umgang mit Psychopathen:

  • Wenn möglich, verlassen Sie die Situation und brechen Sie jeden Kontakt ab. Wenn Sie einen psychopathischen Chef haben, denken Sie - wenn möglich - darüber nach, die Arbeitsstelle zu wechseln.
  • Suchen Sie sich Unterstützung im Familien-, Freundes- und/oder Kollegenkreis. Stellen Sie sich nicht alleine der psychopathischen Person.
  • Dokumentieren Sie Verfehlungen und das Verhalten der Person.
  • Zeigen Sie Stärke, bleiben Sie sachlich und lassen Sie sich nicht in eine Opferrolle drängen.
  • Akzeptieren, dass Sie den Menschen nicht ändern können.

Eine Psychopathie bei Erwachsenen ist nicht heilbar.

»Es liegt tief im Hirn, in der Hirnanatomie. Diese auch in der Neurochemie sichtbare Abweichungen eines normalen Menschen sind weder durch Medikamente noch durch chirurgische Eingriffe änderbar. Schon gar nicht durch Psychotherapie.«

Stellt man schon früh bei Kindern eine psychopathische Störung fest, gibt es dagegen noch Möglichkeiten, über die Erziehung Einfluss zu nehmen. Allerdings müssten Eltern dafür den Erziehungsstil anpassen:

»Durch Drohungen und Strafen lernen diese Kinder nicht, sondern man muss eher erklären und an Eigennutz appellieren.«

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