Die USA halten unter Donald Trump bereits die Welt in Atem - nun sind sie auch noch Papst. Ulrich Pick kommentiert die für viele überraschende und zügige Wahl von Kardinal Robert Francis Prevost zum Papst.
Der Standpunkt von Ulrich Pick:
Man kann ja über die katholische Kirche viel und auch zurecht schimpfen. Aber bei der Papstwahl war sie meiner Meinung nach vorbildlich, und zwar, weil sie gezeigt hat, dass Brückenbauen und Miteinander nach wie vor möglich sind.
In Zeiten, in denen die Trumps dieser Welt auf die Macht des Stärkeren setzen und die Enttäuschten dem Kanzler einen auswischen wollen, haben die Kardinäle gezeigt, dass man sich trotz großer Gegensätze schnell einigen kann. Nur vier Wahlgänge für den neuen Papst – das ist ein deutliches Zeichen der Kompromissbereitschaft. Denn der befürchtete lange Kampf der Konservativen gegen die Reformer ist ausgeblieben und das durchaus heterogene Kardinalskolleg zeigte der neugierigen Weltöffentlichkeit, dass man trotz großer vorhandener Differenzen auch in diesen schwierigen Zeiten schnelle und gute Lösungen finden kann, wenn man es denn will.
Und dieser Papst ist eine gute Lösung und unterstreicht dies offensichtlich auch mit seiner ganzen Person. Denn als gebürtiger US-Amerikaner, ehemaliger peruanischer Bischof und gestandenes Mitglied der Kurie verbindet er unterschiedliche Teile der katholischen Weltkirche und hat somit das Zeug ein wahrer Pontifex zu werden – ein Brückenbauer.
Zudem ist es eine schöne Ironie, dass mit der Wahl von Robert Prevost zwar der Wunsch des US-Präsidenten nach einem amerikanischen Papst erfüllt wurde. Allerdings ist Leo XIV. – nach allem, was wir bislang über ihn wissen – eher ein Gegen-Trump, der statt auf „Amerika first“ lieber auf Miteinander und Solidarität setzt.
Der Heilige Geist scheint also gute Arbeit geleistet zu haben. Wie schön!