Die Mitgliederzahlen in den Kirchen gehen zurück, immer weniger Menschen bringen sich in das Gemeindeleben ein und auch der Glaube an Gott verliert für viele an Bedeutung. Der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit diesen Phänomenen. Die starke Anteilnahme an den Ereignissen in Rom und die große mediale Aufmerksamkeit hat ihn deswegen überrascht.

Fremdartig und faszinierend
Dass der Papst rund 1,4 Milliarden Katholikinnen und Katholiken weltweit repräsentiert, reiche als Erklärung seiner Meinung nach nicht aus. Wichtiger seien die Bilder, die zurzeit verbreitet werden, etwa die Menge von Gläubigen, die ergriffen sind und zum Teil mehrere Stunden warten, um sich persönlich verabschieden zu können oder Kardinäle, die in langen Reihen in den Petersdom einmarschieren. Das alles seien Bilder, die zwar wenig mit dem Alltag der Menschen zu tun haben und fremdartig wirken, die gleichzeitig aber auch faszinieren.
Die Bilder aus dem Vatikan lassen selbst Nichtgläubige spüren, welche Wirkung vom Amt des Papstes ausgeht
Der Papst als moralische Instanz
Der Papst ist trotz seiner religiösen Ausrichtung auch eine politische Figur. Er vermittelt in Konflikten und ergreift zum Teil Partei. "Trotzdem nimmt man ihn wahr als eine Instanz, die über dem tagespolitischen Geschehen und für ein höheres Wertesystem steht", so Pollack.

Franziskus war ein Menschenfreund
Bei Franziskus kommt aber noch ein weiterer Faktor mit hinzu: Er war ein besonders menschenfreundlicher Papst. Seine herzliche und direkte Art hat ihn für SWR-Redakteur Hans-Michael Ehl besonders ausgezeichnet. "Geht an die Ränder!", hat er seinen Priestern ins Gewissen geredet, die sozial Schwachen hatte er immer im Blick.
Aus diesem seelsorglichen Impuls heraus seien seine Hauptthemen gekommen, so Ehl: Sein Eintreten für Ungerechtigkeit, seine Kapitalismuskritik an einer Wirtschaft, die tötet, wie er sagte, aber auch sein Eintreten für einen würdigen Umgang mit Migranten und für homosexuelle Menschen. Und er hat den Blick auf Regionen der Welt gerichtet, die zuvor nicht so sehr im Blickfeld waren. Papst Franziskus sah die Zukunft der Kirche im globalen Süden. Für viele Menschen aus Asien oder Afrika war er ein Hoffnungsträger.