Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz hat ältere Menschen in seiner Rede anlässlich des Deutschen Seniorentages in Mannheim als „Geschenk“ bezeichnet. Dass es sich nicht immer so anfühle, weiß Dr. Regina Görner genau. Sie wäre gerne Schöffin geworden. „Aber Menschen in meinem Alter dürfen das nicht mehr machen“, sagt die 74-Jährige. Viele ältere Menschen sehen sich mit weiteren Hürden konfrontiert: Sie dürfen im Urlaub kein Auto mehr mieten oder bekommen bei der Bank keinen Kredit. „Wenn ältere Menschen bei Banken aufgrund ihres Alters keinen Kredit mehr bekommen, ist das wirklichkeitsfremd. Da muss nachgebessert werden“, so Görner. Im Gespräch mit dem SWR betont die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) außerdem, dass ältere Menschen nicht durch die zunehmende Digitalisierung ausgeschlossen werden dürften: Insbesondere die Dienstleistungen des öffentlichen Dienstes müssen weiterhin auch analog – in Papierform oder per Telefon – verfügbar sein.
Schutz vor Altersdiskriminierung ins Grundgesetz
Ältere Menschen sollten ihrer Meinung nach auch gesetzlich besser vor Diskriminierung geschützt werden. Sie fordert deshalb, den Artikel 3 des Grundgesetzes um das Lebensalter zu erweitern. Der Artikel besagt unter anderem, dass niemand auf Grund seiner Herkunft, seines Geschlechtes, seines Glaubens oder seiner Sprache benachteiligt werden dürfe. Das Alter gehört bisher nicht zu diesen Merkmalen. Das müsse dringend geändert werden, so Görner.
Jung profitiert von Alt
Tatsächlich dreht sich die Diskussion um Jung und alt häufig darum, wer wem wann zur Last fällt. Nur selten wird darüber gesprochen, wie beide Teile der Gesellschaft von einander profitieren können. In Mannheim gibt es beispielsweise das Projekt „Senior in school“, bei dem ältere Menschen den Schülerinnen und Schülern helfen, ihre Konflikte zu lösen. Während die Lehrer häufig wenig Zeit für die zwischenmenschlichen Probleme ihrer Schüler haben, können die Senioren in aller Ruhe im Gespräch mit allen Beteiligten Streitereien schlichten.
14. Deutscher Seniorentag in Mannheim
Doch viele Menschen sehen auch positive Seiten am Älterwerden: Man werde selbstsicherer und gelassener und man wisse besser, was einem wichtig ist, sagen Passanten in einer Umfrage des SWR. Man wisse, dass kleine und große Katastrophen nicht das Ende seien. Genau von diesen Erfahrungen und diesem Wissen könne die ganze Gesellschaft profitieren, hält auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen in der Mannheimer Erkärung fest, die beim Seniorentag verabschiedet wurde:
„Durch unsere Erlebnisse haben wir Älteren Kompetenzen erworben, die unsere Gesellschaft heute dringender denn je benötigt: unsere Erfahrungen im Umgang mit Krisen und unser Wille, bewährte Errungenschaften wertzuschätzen und zu erhalten.“
Altern ist ein Thema, das jeden irgendwann betrifft. Oder wie es der frühere Vorsitzende der BAGSO, Franz Müntefering, sagt: „Älter wird man vom ersten Tag an.“