Die Sommerferien sind vorbei: In Rheinland-Pfalz hat der Schulunterricht Ende August begonnen, in Baden-Württemberg startet die Schule jetzt. Zum Schulbeginn hat die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) nun eine Studie, den Bildungsmonitor 2024, veröffentlicht.
Und die Ergebnisse sind ernüchternd. In vielen, wichtigen, Bereichen des deutschen Bildungssystems gibt es Verschlechterungen, wie die Experten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der INSM in der Studie aufzeigen. Zentrale Rückschritte gibt es demnach bei der Schulqualität, der Bildungsarmut und Integration. Die Autoren des Bildungsmonitors weisen darauf hin, dass sich vor allem die schulischen Leistungen bei Kindern mit Migrationsbiografie verschlechtert haben. Die Erkenntnisse sind unter anderem auch deshalb wichtig, weil mehr als 40 Prozent der Schüler unter 15 Jahren einen Migrationshintergrund haben.
Mit Sprachförderung früh beginnen
Ihr Migrationshintergrund hat laut Studie keinen Einfluss auf die schulische Leistung. Ein Faktor sind vielmehr die Deutschkenntnisse und die Bildungssituation im Elternhaus, so der Bericht.
Thorsten Alsleben, Geschäftsführer der INSM, betont im Gespräch mit SWR1, dass eine frühkindliche Bildung ein Lösungsansatz sein könnte. Und zwar je früher, desto besser, so Alsleben: "Dafür muss man eigentlich mit dem Alter von vier oder viereinhalb verpflichtende Sprachstandserhebungen einführen." Kinder, die bei diesen Tests nicht bestehen, sollen dann in der Vorschule besonders gefördert werden. "Dann haben diese Kinder ähnliche Chancen wie die anderen, wenn sie in die Grundschule kommen. Das ist sehr, sehr wichtig. Und zwar nicht nur für die Kinder, sondern auch für alle anderen. Weil sonst das Niveau der Klasse heruntergezogen wird", sagt Alsleben.
Migration als wichtige gesellschaftliche Stütze
Neben den Herausforderungen, die sich für viele Schulen durch Migration ergeben, bietet Zuwanderung laut der Studie auch Chancen. Im Bildungsmonitor gehen die Experten insbesondere auf die Potenziale der Zuwanderung für die Wirtschaft ein. Auch Thorsten Alsleben sieht Migration als wichtige gesellschaftliche Stütze. "Im Moment ist das Verhältnis so, dass auf 100, die in Rente gehen - also die im oberen Alterssegment sind - kommen ungefähr 65 nach. Ohne Migranten wären es ungefähr 50, die nachkommen." Die Migration schließe somit eine Lücke im System, erklärt er.
Nachholbedarf im Südwesten
"Beim Fremdsprachenunterricht an Grundschulen, also bei der Internationalität, hat Rheinland-Pfalz einen Spitzenplatz. Auch bei der beruflichen Bildung hat es hohe Erfolgsquoten. Es gibt in Rheinland-Pfalz eine gute Integrationswirkung, also einen geringen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg", lobt Alsleben die Erfolge des Landes. Wo es aber Nachholbedarf gebe, seien beispielsweise die Anträge auf Forschungsgelder pro Professor an Hochschulen. Diese seien in Rheinland-Pfalz die zweitniedrigsten in Deutschland. Die Investitionsausgaben an Hochschulen bezeichnet Alsleben als gering.
In Baden-Württemberg stelle die dürftige Kita-Ganztagsbetreuung ein Problem dar, sagt der INSM-Geschäftsführer. Diese Betreuung sei aber wichtig, um die frühkindliche Bildung flächendeckend zu realisieren. Umgekehrt habe das Betreuungsverhältnis in Baden-Württemberg einen Spitzenplatz: Auf einen Erzieher kämen 4,5 Kinder – im Bundesdurchschnitt seien es 5,5.