Das Fenster mit der Heilig-Geist-Darstellung leuchtet im Petersdom im Vatikan Taube Plage Symbol (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa | Michael Kappeler)

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Tauben: Göttliches Symbol oder Plagegeister

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Utku Pazarkaya
Porträt Utku Pazarkaya (Foto: SWR)

Tauben stehen im Christentum für den Heiligen Geist und sind ein Pfingstsymbol. In den Städten aber wollen viele die Vögel loswerden.

Sie kann Gesichter unterscheiden und ist ihrem Partner ein Leben lang treu: die Taube. Trotzdem hat sie kaum Fürsprecher - und ihr "Ku-ru-ku-ku-ku" bringt manche um den Schlaf. Dabei steht die Taube doch eigentlich für den Frieden.

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Schon in der Bibel kommt die Taube vor. Bekannt ist die Erzählung von der Sintflut. Dort ist die Taube das Symbol des Neuanfangs, berichtet Rainer Hagencord vom Institut für Theologische Zoologie in Münster. "Noah entlässt die Taube, und sie kommt mit dem Ölzweig zurück und verheißt damit einen Neuanfang."

Im Neuen Testament ist es die Stelle, die von der Taufe Jesu berichtet. Dort lässt sich der Geist Gottes in der Gestalt einer Taube auf Jesus nieder. "Ich könnte etwas prophetisch oder poetisch sagen, vielleicht ist diese Taube, die Jesus da begeistert und beflügelt, die Schwester der Taube der Arche Noah", sagt Hagencord.

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Noah werde im Judentum als sehr großer Prophet gefeiert, erklärt Hagencord. "Und Noah steht für den Frieden mit allen Geschöpfen." Auf die Arche Noah sei von jeder Art ein Paar gekommen "und nicht nur die niedlichen und die nützlichen. Und am Ende wird sehr deutlich Gott in den Mund gelegt, dass er einen Bund schließt mit den Menschen und den Tieren. Die Tiere sind die Dritten im Bunde."

Tauben in den Städten

In Deutschland gibt es Schätzungen des Naturbunds zufolge rund 500 Millionen Stadttauben, darunter auch Wildarten wie Ringel-, Türken-, Hohl- und Turteltauben. Aus den ehemals in Gefangenschaft lebenden Brieftauben haben sich in den Städten verschiedenste Populationen entwickelt. Heute konzentrieren sich die Schwärme auf Plätze wie Bahnhöfe, die folglich verdreckt sind. Dabei galten die Tauben, die heute von manchen als "Ratten der Lüfte" bezeichnet werden, lange Zeit als Zeichen der Reinheit.

Stadttaubenhilfe Mainz und Wiesbaden

Der Verein Stadttaubenhilfe Mainz/Wiesbaden e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, das Leben für Mensch und Stadttaube nachhaltig zu verbessern. Durch die flächendeckende Errichtung sogenannter Taubenhäuser in der Innenstadt soll die Stadttaubenpopulation langfristig tierschutzkonform reduziert werden.

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Stadttauben seien verwilderte Haustiere und somit gleichzusetzen mit Straßenhunden und -katzen, schreibt der Verein auf seiner Homepage. Haustauben gehörten zu den ältesten Haustieren, stammten von der Felsentaube ab und seien bereits vor zirak 5000-10000 Jahren domestiziert worden.

Brutzwang angezüchtet

Die Tauben dienten früher als Eier- und Fleischlieferant. Über die Jahrtausende hinweg sei den Tieren ein Brutzwang angezüchtet worden, weshalb Stadttauben ganzjährig, also auch im Winter, brüteten, schreibt der Verein. Ohne Geburtenkontrolle vermehrten sich Tauben dadurch rasant. Die Tauben würden in den Städten bejagt, getreten, vertrieben und verhungerten.

Ein Mitarbeiter der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen bereitet das Bild "Taube" vom 4. Dezember 1942 von Pablo Picasso für eine Ausstellung vor. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Federico Gambarini)
Das Bild "Taube" vom 4. Dezember 1942 von Pablo Picasso wird für eine Ausstellung vorbereitet.

Augsburger Modell

Aus der Sicht des Vereins Stadttaubenhilfe Mainz/Wiesbaden ist das Augsburger Modell bisher die einzige langfristige Maßnahme, um Taubenpopulationen tierschutzkonform zu regulieren. Das Modell beruhe auf sogenannten Taubenhäusern. Dort bekämen die Tiere artgerechtes Futter, Wasser und Grit, sowie Brutplätze und Nistmaterial. "Die Eier, die die Tauben hier legen, werden gegen Attrappen ausgetauscht, sodass kein weiterer Nachwuchs entsteht." Bei Bedarf könnten die Tauben außerdem jederzeit tiermedizinisch versorgt werden.

Taube als Zeichen für die Liebe und Frieden

In der Bibel ist Taube ein Kosename für die Geliebte. Von dieser Symbolhaftigkeit ist im Alltag wenig übrig geblieben. Die Taube als Symbol für Frieden und Liebe wird aber wohl überdauern. Das wäre keine schlechte Nachricht; schließlich sind es Werte, die die Menschen und die Welt brauchen.

Die Sendungen werden moderiert von:

Nela Fichtner, SWR Redaktion Religion, Migration und Gesellschaft (Foto: SWR, SWR/Alexander Kluge - SWR/Alexander Kluge)

Moderatorin am Sonntagmorgen Nela Fichtner

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Moderator Hans Michael Ehl (Foto: SWR)

Moderator am Pfingstmontagmorgen Hans Michael Ehl

Moderator am Pfingstmontagmorgen