Wer im Sommer gerne auf Balkon oder Terrasse frühstückt, ärgert sich oft über diese ungebetenen Gäste, die sich am Saft oder der Marmelade erfreuen wollen. Hat man ein Wespennest am Haus, können die Insekten schnell zu einer regelrechten Plage werden. Doch das Nest einfach zu entfernen ist nicht erlaubt, erklärt der SWR1 Gartenexperte.
Unter Artenschutz
Laut Konrad vom Kompetenz-Zentrum Ökologischer Landbau in Bad Kreuznach stehen Wespen unter Artenschutz. "Wir wissen, dass da gerne locker mal schnell irgendetwas in das Nest gespritzt wird. Das ist aber verboten, weil generell wildlebende Tiere erstmal geschützt sind", sagt der Experte. Wespen spielen eine wichtige Rolle für die Natur, bestätigt auch Wespenexpertin Melanie von Orlow vom Naturschutzbund NABU: "Wespen sind nicht nur Fresser, sondern auch Beute." Sie bekämpften Schädlinge und seien gleichzeitig für viele Tierarten eine wichtige Nahrungsquelle.
Nester nur bei Gefahr entfernen
Wer ein Wespennest ohne Genehmigung entfernt, muss sogar mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro rechnen, denn das Vergehen wird laut Bundesnaturschutzgesetz als Ordnungswidrigkeit geahndet. Laut Konrad darf man den Wespen nur dann zu Leibe rücken, wenn sie tatsächlich eine ernstzunehmende Gefahr darstellen.
Ob eine solche Gefahr besteht, hängt von der jeweiligen Situation ab und wird im Einzelfall entschieden. Ein Grund könnte etwa sein, wenn das Nest direkt über einem Hauseingang oder in der Nähe des Balkons hängt. Auch im Fall einer Gefährdung sollte man das Nest nicht selbst entfernen. "Wenn man eine Genehmigung dafür hat, würde ich empfehlen, das entweder von einem Schädlingsbekämpfer, einem bekannten Imker oder von Leuten aus Naturschutzverbänden, die sich damit auskennen, machen zu lassen", empfiehlt der Gartenexperte.

Aggressive Wespen
Auch bei kleinen Nestern, gilt das Verbot. Wenn keine Gefahr besteht, bleibt den Betroffenen erst einmal nichts anderes übrig, als den Wespen aus dem Weg zu gehen. "Ich würde sagen, man stellt den Tisch irgendwo anders hin und lässt komplett die Finger davon", rät Konrad. In einigen Fällen seien die kleinen Nester allerdings auch verlassen, dann könne man sie schon entfernen.
Generell ist in der Nähe eines Wespennestes Vorsicht geboten, denn die Insekten können auch aggressiv werden. "Ich sage mal so, es ist wie bei Ihnen und mir auch: Irgendwann hat jeder mal seine Grenze erreicht und dann werden wir unleidlich. Wenn ich da im Weg zum Wespennest stehe und da rumfuchtele, dann legen die los", warnt Konrad. Das gilt allerdings vor allem für Nester, erklärt Melanie von Orlow. Einer einzelenen Wespe könne man durchaus zeigen, wo der Hammer hängt: "Die Wespen mal wegwedeln oder wegstoßen, ist gar kein Problem. Die Transferleistung, dass das jetzt ein Mensch war, der da mit der Zeitung gewedelt hat, kann die Wespe gar nicht leisten." Schüchtere man die Insekten allerdings ein, bestehe die Chance, dass weniger Wespen angeflogen kommen. Denn die Wespe signalisiert ihren Artgenossen: Hier ist eine Gefahrenquelle.

Mit den Wespen leben lernen
In der Regel halten sie sich Wespen von Menschen fern. "Es ist eigentlich nahezu immer der Mensch, der durch sein Fehlverhalten ein Stechen oder sonstige Zwischenfälle verursacht", sagt Konrad. Wer also ein Wespennest am Haus findet, das nicht direkt gefährlich ist, sollte versuchen, mit den Wespen friedlich auszukommen.
Kommt es doch mal zu einem Stich, sollte man zunächst Ruhe bewahren und die Lage einschätzen. "Stiche im Mund sind tatsächlich sehr gefährlich. In diesem Fall sollte man sofort den Notruf wählen und einen Arzt hinzuziehen. Ansonsten sind Stiche eigentlich unkompliziert", erklärt Wespenexpertin von Orlow. Einen Stich könne man zunächst mit kleinen Geräten behandeln, die den Stich auf 50 bis 60 Grad erwärmen. Erst nach einiger Zeit sollte man anfangen zu kühlen. Ansonsten helfen auch Hausmittel wie eine halbe Zwiebel, Rhabarbar oder eine aufgeschnittene Zitrone, die man auf den Stich legen kann. Entzündet sich der Stich, sollte man allerdings einen Arzt aufsuchen.