Wandern mit Karte und Kompass (Foto: Colourbox)

Es geht auch ohne Smartphone

Wandern mit Karte und Kompass

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Marcus Netscher
SWR1 Redakteur Marcus Netscher (Foto: SWR, privat - M.Netscher)

Auch wenn das GPS-Gerät in Form des eigenen Smartphones immer dabei ist, sollte doch jeder Wanderer seine Position auch ohne elektronische Helferlein bestimmen können. Im Notfall könnte das Leben retten. Wir erklären Ihnen worauf es ankommt und wie Sie sich ohne Elektronik orientieren.

Karte und Kompass

Damit Sie sich im Zweifel auch ohne das GPS im Smartphone orientieren können, muss natürlich eine entsprechende Wanderkarte und ein passender Kompass in den Wanderrucksack. Ob Sie nun auf einen robusten Marsch- oder den praktischen Lineal-Kompass vertrauen, überlassen wir Ihnen. Letzterer ist allerdings im Umgang mit der Karte etwas praktischer. Bei der Wanderkarte kommt es neben dem richtigen Kartentyp vor allem auf den Maßstab an, so die Experten von bergzeit.de: "Ideal ist es, wenn man eine Karte im Maßstab von 1:25.000 oder 1:50.000 auftreiben kann. Wenn es noch genauere Karten geben sollte – umso besser."

Lineal-Kompass (Foto: Colourbox)
Im Zusammenhang mit einer Wanderkarte ist der Lineal-Kompass besonders einfach zu benutzen.

Für eine optimale Orientierung im Gelände eignen sich topographische Karten, also Karten auf denen auch die entsprechenden Geländeverläufe in Form von Höhenlinien eingezeichnet sind am besten. Karten, auf denen diese Informationen fehlen, sind dagegen weniger geeignet.

Klitzekleine Kartenkunde

Der richtige Umgang mit einer Wanderkarte bedarf etwas Übung. Dann können Sie oft schon mit einem Blick Ihren Standort oder die Entfernungen zum Ziel feststellen.

Machen Sie sich zunächst mit der Legende vertraut. In diesem Abschnitt finden Sie alle auf der Karte verwendeten Symbole und ihre Bedeutung. So können Sie schnell eine Landstraße von einem unbefestigten Forstweg oder einer Eisenbahnlinie unterscheiden. Neben der Legende ist der Maßstab der Karte, der anzeigt wie starkt verkleinert die Kartendarstellung erfolgt. Im Grunde ist die Umrechnung ziemlich einfach. Für einen Maßstab von 1:50.000 gilt zum Beispiel folgende Eselsbrücke: "1 Zentimeter auf der Karte entsprechen 50.000 Zentimeter in der Wirklichkeit." Damit ist klar: 1 Zentimeter auf der Karte sind 500 Meter in der Natur.

Auf vielen Karten finden sich zusätzlich so genannte Rasterlinien. Sie teilen die Karte in quadratische Bereiche ein. Der Abstand zweier Rasterlinien ist ebenfalls in der Legende vermerkt. Damit können Sie Entfernungen leicht schätzen. Fehlen die Rasterlinien leistet der Lineal-Kompass gute Dienste. Bei einer gewundenen Bergstraße kommt zum Messen ein Stück Schnur, Kordel oder Zahnseide zum Einsatz, um die genaue Länge der Strecke zu bestimmen, raten Experten: "Da hier jedoch nie alle Kurven nachgelegt werden können, sollte auf das Kilometerergebnis etwa zehn Prozent addiert werden."

Karte ausrichten

Kompass mit Wanderkarte (Foto: dpa Bildfunk, Andrea Warnecke)
Damit die Marschrichtung passt, muss die Karte genau eingenordet werden.

Auf jeder Karte findet sich eine Markierung, die die Himmelsrichtung Norden angibt. Fast immer ist der obere Rand der Karte der so genannte "geographische Norden". Legen Sie den Kompass so an die Markierung an, dass sowohl die Karte, als auch der Norden der Kompassrose in die gleiche Richtung zeigen. Drehen Sie nun Karte und Kompass zusammen, bis die Nadel des Kompass mit dem Norden der Rose übereinstimmt.

Optische Ausrichtung

Ohne Kompass benötigen Sie mehrere Bezugspunkte oder Landmarken. Das sind zum Beispiel Seen, Berge, Hügel oder Kirchtürme, mit deren Hilfe Sie die Himmelsrichtung zu ermitteln können.

Die Experten von bergzeit.de erklären die optische Ausrichtung so: "Wenn man zum Beispiel weiß, auf welcher Straße man sich befindet, und sich zudem linkerhand ein See befindet, dann dreht man sich, bis der See auf der Karte in der gleichen Richtung liegt. Je mehr Orientierungspunkte man bei dieser Methode findet, die man miteinander in Einklang bringen kann, desto exakter wird die Ausrichtung."

Marschkompass (Foto: Colourbox)
Der robuste Marschkompass eignet sich für die Peilung im freien Gelände besonders gut.

Abseits von Wanderwegen im offenen Gelände empfiehlt sich die Festlegung einer Marschroute um nicht im Kreis zu laufen. Die kann nur mit dem Kompass oder mit Karte und Kompass festgelegt werden.

Peilen

Die einfachste Methode, eine bestimmte Landmarke zu erreichen ist das Peilen. Visieren Sie dazu das Objekt durch beide Visiere des Marsch-Kompass an. Lesen Sie die Gradzahl ab. Drehen Sie nun den Kompass, so dass die Nord-Markierung mit der Nadel übereinstimmt. Die abgelesene Gradzahl weist nun genau in die Marschrichtung. Ist das Ziel nicht zu erkennen, empfiehlt sich der Einsatz eines Lineal-Kompass und einer Karte. Norden Sie die Karte wie oben beschrieben genau ein. Dann legen Sie den Kompass so auf die Karte, dass der aktuelle Standort und das Ziel verbunden sind oder in einer Linie liegen. Drehen Sie nun das Kompassrad so, dass die Nord-Markierung mit der Kompass-Nadel deckungsgleich ist. Nun zeigt der Pfeil des Lineal-Kompass genau die Marschrichtung an.

Digitale Alternative

Wem der Umgang mit Kompass und Karte zu schwierig erscheint, oder wer grundsätzlich auf die Hilfe eines GPS zurückgreifen möchte, dem empfehlen Experten sicherzustellen, dass ausreichend Energie, zum Beispiel in Form eines Zusatz-Akkus oder eines Zweitgerätes vorhanden ist. Auf Smartphone und Tablet können mit entsprechenden Wander-Apps, zum Beispiel "TwoNav" (iOS/android/6 Euro) zu erreichende Ziele markiert werden. Das Gerät zeigt dann die Marschrichtung automatisch an. Wanderportale wie "Komoot" (iOS/android/ab 4 Euro) bieten auch im freien Gelände eine "Turn-by-Turn-Navigation", wie im Auto an.

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Marcus Netscher
SWR1 Redakteur Marcus Netscher (Foto: SWR, privat - M.Netscher)