Entweder nach einer ärztlichen Kontrolle oder beispielsweise nach dem Besuch eines Auffrischungskurses.
Wir haben bei Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Deutschen Versicherer nachgefragt: Sind Senioren im Straßenverkehr eine Hochrisikogruppe?
Siegfried Brockmann: Ja, das sind sie – aber nicht in absoluten Zahlen. Deswegen haben es die meisten Leute leicht, wenn sie sagen, da sehe ich überhaupt kein Problem. Senioren fahren viel weniger und sind auch sehr viel weniger in der Menge. Deswegen müssen wir es auf die Fahrleistung beziehen, und da sind sie genauso eine Hochrisikogruppe wie die jungen Fahrer, die unser ständiges Problem sind.
SWR1: Wäre es aus ihrer Sicht sinnvoll, Senioren ab 70 irgendwie zu prüfen, ob sie noch tauglich sind für den Straßenverkehr?
Brockmann: Das Problem steckt hier tatsächlich im Detail. Wir haben eigentlich keine sinnvolle Prüfung, die für einen überschaubaren Geldbetrag zu schlüssigen Ergebnissen kommt. Und wenn ich es günstig mache, komme ich zu Fehlurteilen. Das bedeutet, wir können dann den Führerschein einfach nicht wegnehmen. Deswegen schlagen wir seit geraumer Zeit vor: Lasst uns eine Rückmeldefahrt machen. Das führt dazu, dass man erst einmal über sich selbst die Erkenntnis gewinnt. Diese Rückmeldefahrt müsste dann verpflichtend sein - das Ergebnis allerdings gerne unter vier Augen.
So haben Sie abgestimmt! Sollte die Fahrtauglichkeit von Senioren geprüft werden?
Die EU fordert einen Führerschein-Check für Senioren. Alle über 70 Jahre müssten dann regelmäßig ihre Fahrtauglichkeit nachweisen. Was halten Sie von dieser Idee?
SWR1: Was ist denn genau das Problem beim Älterwerden und dem Autofahren?
Brockmann: Wir kennen alle die motorischen Probleme. Das heißt, vielleicht kann man keinen Schulterblick mehr machen. Es gibt medizinische Probleme, die sich allerdings in den meisten Fällen gut einstellen lassen, beispielsweise bei Diabetes oder Bluthochdruck. Dann kommen noch die kognitiven Defizite, in komplexen Situationen schnell und richtig zu entscheiden. Das führt dann teilweise auch zu kritischen Situationen.
SWR1: Wenn die jungen Leute im Grunde genauso viele Verkehrsunfälle verursachen wie die Alten, wäre es ungerecht, wenn man diese Problemgruppe fahren lässt und die andere dann an die Leine nimmt…
Brockmann: Tatsächlich ist es so, dass die Alten immer sagen: Kümmert euch mal um die Jungen. De facto tun wir das auch. Wir haben den Führerschein auf Probe bis 21 Jahre und auch das absolute Alkoholverbot bis 21 Jahre. Und wir denken über weitere Maßnahmen nach. Bei Senioren machen wir gar nichts. Und das ist angesichts der Problemlage auch nicht richtig.
Das Interview führte SWR1 Moderator Michael Lueg.