SWR1: Der neue Song klingt nach der Leichtigkeit des Seins. Ist er auch so gemeint?
Rea Garvey: Wer mich kennt weiß, dass ich gerne über die Liebe schreibe. Vielleicht weil ich so viel Liebe in meinem Leben habe. Es geht um das Gefühl, so geliebt zu werden wie man ist und das derjenige nicht versucht, dich zu ändern. Ich liebe meine Beziehung und freue mich, dass ich jemanden gefunden habe, der mich akzeptiert, so wie ich bin und nicht versucht mich zu ändern. Und das ist tatsächlich dieses freie Gefühl. Und als "Inselmensch" aufs Meer zu schauen mit dem endlosen Ausblick, das erweckt in mir alles, was ich liebe am Leben.
SWR1: Wie kommt so ein Song zustande — fallen Sie morgens aus dem Bett und sagen, ich schreibe jetzt einen Sommerhit?
Garvey: Den Refrain habe ich mit dem Gefühl von Leichtigkeit und Befreiung geschrieben. Das kam ziemlich zügig. Das Lied hat danach aber einen langen Weg gehabt. Der "Eckstein" wurde ziemlich schnell geschrieben, aber dann ging es über drei verschiedene Produzenten, neue Studiozeiten und der Text war noch nicht fertig. Aber wir wussten, dass wir das machen wollten und waren alle davon überzeugt. Ich liebe den Song immer noch, auch nach dem ganzen Weg, der hinter uns liegt. Am Ende war es das absolute Befreiungsgefühl, was ich hatte. Ich sage immer: Was ich im Leben schätze, habe ich nie leicht bekommen. Und das Lied ist ein super Beispiel dafür. Ich musste kämpfen den Text so zu schreiben, dass er für mich 100 Prozent richtig war. Es war keine Absicht einen Sommerhit zu schreiben — ich hoffe aber, dass es einer wird. Meine Absicht war dieses Gefühl von Freiheit zu beschreiben und das Gefühl aus der Dunkelheit herauszukommen.
SWR1: Im Refrain heißt es "Halt mich fester, Du fühlst Dich so gut an" — das ist doch an Ihre Frau Josephine adressiert, oder?
Garvey: Absolut. Wenn ich über Frauen schreibe, dann ist es über sie. Ich versuche schon immer eine Hintertür aufzulassen, dass jeder seine eigene Geschichte in das Lied interpretieren kann. Das ist für mich die Verbindung zwischen dem Zuhörer und mir. Das ist mir wichtig. Ich schreibe nicht für mich alleine in einem Zimmer. Ich glaube, jeder hat diese Romantik in sich. Diese Nähe, die zwei Menschen schaffen können, kann man nicht mit irgendjemand anderem haben. Das muss ein Mensch sein, den du liebst.
SWR1: Sie sind mit Ihrer Frau mehr als 20 Jahre zusammen. Sie haben gesagt, dass es in dem Song auch ums Loslassen in der Partnerschaft geht. Klappt das bei Ihnen, dass jeder auch sein Ding macht?
Garvey: Absolut. Ich glaube, ich würde es auch nicht anders haben wollen. Ich schaue gerne zu, wenn Josephine ein neues Projekt beginnt, und das hat Erfolg. Und sie ist auch super erfolgreich als Event- oder Brand-Managerin. Ich liebe es an ihr, ich schätze sie so sehr. Das war schon am ersten Tag so. Josephine wollte keinen Cent von mir haben
— obwohl ich auch gar nichts hatte — am Anfang hatte sie sogar mehr Geld als ich. Als ich erfolgreich war, war es ihr immer noch wichtig, dass sie allein bestehen könnte. Ich sage meiner Tochter auch: Du kannst alles außer Opfer sein. Selbstständigkeit ist auch eine Stärke. Das heißt nicht, dass Du Deinen Weg nicht mit jemand anderen teilen willst, das heißt nur, dass Du diesen Weg auch allein gehen kannst. In einer Beziehung geht es nicht darum vor oder hinter jemanden zu stehen, manchmal ist es ein Wegbegleiter, der neben Dir steht. Ich liebe starke Frauen. Ich habe sieben Schwestern, die alle starken Frauen sind. Wenn ich jemand gesucht habe, der meinen Weg begleitet, war es auf jeden Fall eine starke Frau.

SWR1: Was haben Sie im Sommer 23 vor? Ganz viel arbeiten?
Garvey: Nicht ganz so viel arbeiten. Ich liebe den Sommer, mit der Familie zusammen zu sein und ihn zu genießen. Das ist in den letzten Jahren unser Ding geworden. Für die Sommerfestivals muss ich aber da sein — es ist absolut mein Ding morgens aufzustehen, irgendwo hinzufahren und da sind tausende Menschen im Sonnenschein, alle feiern und die Stimmung ist unglaublich. Das liebe ich und würde es ungern verpassen. Aber ich will auch nicht übertreiben und die Zeit mit der Familie verbringen und den Sommer genießen.
Das ganze Gespräch können Sie hier als Audio in voller Länge nachhören.
Das Interview führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.
Mehr Infos auch auf der Website: reagarvey.com