Patty Muller arbeitet seit 2019 im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe und ist aktuell in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Neuwied tätig.
Therapie mit Pflanzen: Warum Gartenarbeit Kindern psychisch guttut
SWR1: Wie kann Gartenarbeit Ihren jungen Patientinnen und Patienten helfen?
Patty Muller: Bei Erkrankungen wie Depressionen, kann Gartenarbeit die Patienten wieder aktivieren. Aber auch bei Erkrankungen wie ADHS zum Beispiel, können die Patienten ihre überschüssige Energie im Garten loswerden.
SWR1: Also nicht nur mit den Fingern die Knöpfe auf der Spielkonsole drücken, sondern mal wieder richtig etwas schaffen?
Muller: Genau. Dem Aspekt wollen wir etwas entgegensetzen, weil wir tatsächlich viele Kinder haben, die sehr viele Medien nutzen. Das merkt man den Kindern auch deutlich an. Wir setzen einfach einen kleinen grünen Gegenpunkt.
SWR1: Was passiert im Körper, wenn wir mit Pflanzen arbeiten?
Muller: Gerade bei depressiven Patienten sehen wir natürlich, wie sie sich freuen, wenn die Pflanzen dann wachsen oder die Blumen anfangen zu blühen. Es werden Glücksgefühle ausgelöst. Das sind die unterschiedlichen Komponenten der Gartentherapie.
Gartenarbeit als Physiotherapie?
SWR1: Es gibt auch den Physiotherapie-Aspekt. Wie kann die Arbeit im Garten sinnvoll sein und ist sie sogar besser als Übungen an Geräten?
Muller: Die Patienten erachten die Tätigkeiten im Garten vielleicht als sinnvoller, als Übung an den Geräten. Aber es gibt mittlerweile auch Studien dazu, dass allein schon der Blick ins Grüne Schmerzen nachweislich senken kann, wenn die Patienten beispielsweise aus dem Krankenbett gucken können.
SWR1: Jetzt haben Sie zusammen mit dem Stadtbauamt von Neuwied, den ersten städtischen Therapiegarten in Deutschland angelegt. Wie funktioniert das?
Muller: Eigentlich ist er primär dafür gedacht, dass wir dort mit unseren Kindern gärtnern. Aber jeder darf den Garten besichtigen und trotzdem auch von dem profitieren, was wir da erarbeitet haben. Der erste Schritt war tatsächlich das Bienenbeet, was es schon gab, zu erweitern. Dann haben wir einen Barfußpfad angelegte, der natürlich auch gerne genutzt werden kann. Und haben da auch einen Aspekt der Bildung und nachhaltige Entwicklung mit drinnen.
SWR1: Jetzt hat nicht jeder einen Garten, in dem er sich austoben kann. Hat es auch einen positiven Effekt, sich um zwei Pflanzen auf dem Balkon oder um Zimmerpflanzen zu kümmern?
Muller: Auf jeden Fall! Es ist schön, wenn man sich vielleicht ein paar Kräuter hinstellt oder Blumen, die einen selbst erfreuen. Man kann sich ja mit den Kräutern im Sommer eine Limo machen oder Kräuterquark. Dann hat man auf jeden Fall auch schon diesen Effekt.