Kaum digitale Alternativen

Auslaufmodell Papier- und Werbeprospekt?

Stand
Autor/in
Dominik Bartoschek
Onlinefassung
SWR1

Die Zeitung ist auf dem Tablet, der Kalender im Smartphone, die Bücher im E-Reader – an vielen Stellen sind wir im Alltag inzwischen papierlos – bei Werbeprospekten noch nicht.

Um Werbeprospekte und Flyer macht die Digitalisierung anscheinend einen großen Bogen. Die Handzettel und Prospekte der großen Handelsketten werden weiterhin massenweise auf Papier gedruckt. Bei ersten Händlern setzt aber inzwischen ein Umdenken ein, sehr zur Freude von Umweltschützern.

Fast eine Million Tonnen Papier-Prospekte pro Jahr in Deutschland

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) spricht von rund 25 Milliarden Werbeprospekten pro Jahr, oder anders gesagt: von einer Papierflut von 935.000 Tonnen allein bei uns in Deutschland.

Bei einer Umfrage aus dem vergangenen März sagten immerhin 80 Prozent der Befragten, dass sie gedruckte Werbeprospekte regelmäßig oder gelegentlich nutzen, um sich über Angebote und Rabatte zu informieren. Bei der DUH verweist man da auf ganz andere Umfragen und Zahlen. Geschäftsführerin Barbara Metz sagt:

Viele Menschen finden täglich einen Briefkasten vor voll gedruckter Werbeprospekte, und die landen häufig direkt im Müll. Das ist ökologischer Wahnsinn!

Die Flut an Papierprospekten und Werbung "ist ökologischer Wahnsinn"

Dabei verweist die DUH auf Experten-Aussagen, nach denen fast 90 Prozent der Menschen die Werbepost im Briefkasten gar nicht erst lesen und sofort wegwerfen würden. Auch die Verbraucherzentrale berichtet von Umfragen und Beschwerden, laut denen Viele genervt sind von der Werbeflut.

Papierprospekte sind das beliebteste Medium der Händler

Ein Briefkasten voll mit Werbeprospekten und Flyern.
Während viele Bereiche in unserem Leben inzwischen sehr digital sind, werden in Deutschland pro Jahr noch knapp eine Million Tonnen Papier- und Werbeprospekte verteilt.

Dennoch: große Teile des Handels sehen im Papierprospekt längst noch kein Auslaufmodell. Laut Handelsforschungsinstitut "LFH Köln" gilt es unter Händlern weiterhin als beliebtestes Medium für die Kommunikation. Die Sorge davor, Kunden könnten sich ärgern, wenn ihnen die geliebten Prospekte nicht mehr ins Haus flattern, ist offenbar groß.

Allerdings gibt es erste Ausreißer: Rewe verzichtet seit 2023 auf die gedruckten, wöchentlichen Handzettel. Genauso wie die Baumarktkette OBI. Zwei Jahre nach der Abschaffung hat OBI-Marketing-Chef Christian von Hegel gerade ein positives Fazit gezogen, in einem schriftlichen Statement heißt es:

Die Sorgen vor einem Ausstieg aus der Werbepost im Handel sind aus unserer Erfahrung unbegründet und nicht nur das Einsparpotenzial, sondern vor allem die neuen Möglichkeiten durch eine Neuzuweisung der Marketingausgaben sind riesig.

Werbung und Papierprospekte: Mehr als 9000 Tonnen gespart

Und Umweltschützer sehen vor allem den positiven Effekt für die Umwelt. So habe allein der Verzicht von OBI auf gedruckte Werbung jährlich 9.000 Tonnen Papier eingespart, sagt die DUH. Und damit Unmengen an Wasser und Energie die bei der Papierherstellung verschlungen werden. Chemikalien für die Druckfarben, sowie fast 7000 Tonnen CO2, die unter anderem durch die Transporte anfallen, Angesichts solcher Zahlen fordert Barbara Metz:

Dem guten Beispiel sollten Andere folgen. Handelsriesen wie Hornbach, Toom, Aldi oder Edeka hinken massiv hinterher, und sie sollten schnell nachziehen und auf gedruckte Werbezettel verzichten.

Neben dem Papier würde das außerdem auch noch Plastik einsparen, denn häufig sind die Prospekte auch noch zusätzlich in Folie eingeschweißt um sie vor Witterungsbedingungen zu schützen.

Hilfe erhoffen sich die DUH und die Verbraucherzentrale von der Politik. Es brauche eine rechtliche Grundlage dafür, dass Werbung nur noch dann in den Briefkasten geworfen werden dürfe, wenn dies ausdrücklich gewünscht ist.

Statt sich wie heute mit "Werbung nein danke"-Aufklebern vor unerwünschter Werbung zu schützen, müssten Verbraucher dann mit einem "Werbung ja bitte"-Aufkleber ausdrücklich den Einwurf einfordern. Das könnte, laut Verbraucherzentrale, Hunderttausende Tonnen Papier einsparen, und somit das Papierprospekt zum Auslaufmodell machen.

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