Am Ostermontag ging es für Maxim Juschak, dem Vorsitzenden der Ukraine-Hilfe Worms, und weiteren Helfern wieder in die Ukraine. Juschak erzählt im SWR1 Interview von seiner Motivation und der Lage vor Ort. Wir haben ihn in Borislav im Südwesten der Ukraine erreicht.
Das erleben die Helfer in der Ukraine
SWR1: Was haben Sie in den letzten Tagen erlebt?
Maxim Juschak: Es war ein großer Spagat, von Süßigkeiten an Kinder zu verteilen und zu sehen, wie sie vor Freude springen [...] bis hin zu Kriegsveteranen war alles dabei. Oder auch Freunde, die Gefallenentransporte machen. [...] Also sehr, sehr viele Emotionen, wenn man diese Geschichten hört und im Detail mitbekommt, was hier passiert.
SWR1: Haben Sie dann überhaupt ausreichend Zeit, um auf die Menschen einzugehen? Sie haben vermutlich ein straffes Programm.
Juschak: Das Programm ist sehr straff. Wir haben an jedem Tag immer viele Punkte abzuarbeiten. Aber wir versuchen uns die Zeit zu nehmen und mit einigen Leuten, die wir auch schon länger kennen und auch mit neuen Leuten, abends die Zeit zu verbringen, etwas zusammen zu essen. Vieles davon haben wir auch schon vorher organisiert, dass wir wissen, wann wir wo sind. Wenn alles gut vorgeplant ist, dann geht das auch.
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Am Ostermontag haben sich engagierte Helfer der Ukrainehilfe von Worms auf den Weg in die Ukraine gemacht. Mit dabei haben sie Sachspenden wie Rollatoren, Seifen und Windeln.
SWR1: Am frühen Donnerstagmorgen hat die Ukraine einen großen Angriff erlebt. Sie und die anderen Helfer waren weiter weg in Sicherheit, aber Sie haben den Luftalarm erlebt. Das macht auch was mit ihnen ...
Juschak: Das sind wir auf eine gewisse Weise gewohnt. Jedes Mal, wenn wir hier sind, ist Luftalarm. Man ist natürlich immer auch betroffen davon, wenn man die Bilder sieht, die dort passieren. Es sind auch Leute da, die wir hier treffen, die aus Kiew sind. Die haben dann direkt natürlich auch geschaut, wo das hingegangen ist und so weiter.
Wir sind einigermaßen weit entfernt und deswegen auch ruhig und entspannt, was die Sache angeht – wie man auch immer entspannt sein kann in dieser Situation. Aber man sieht, wie viel von dem Waffenstillstand von russischer Seite zu halten ist.
Reaktionen auf Trumps Verhandlungen mit Russland
SWR1: Die USA schlagen einen Deal mit Russland vor, den die Amerikaner als Hoffnungsschimmer für Frieden darstellen. Was denken die Ukrainer darüber, mit denen Sie sprechen konnten?
Juschak: Völliger Unsinn. Sie glauben grundsätzlich nicht daran. Weder ich, noch die Leute, die ich hier kenne, vertrauten irgendwie, dass man davon etwas halten kann. Das einzige, was passieren wird, wenn Trump sich an dieser Stelle zurückzieht und die Ukraine fallen lässt, ist, dass hier mehr Menschen sterben werden. [...]
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Ukraine-Hilfe Worms macht weiter
SWR1: Am Samstag fahren Sie zurück nach Deutschland. Werden Sie auch später wieder in die Ukraine fahren?
Juschak: Ja, wir müssen wiederkommen. Wir haben gar keine andere Wahl, wenn wir die Menschen hier sehen, wie sie hier um ihr tägliches Überleben kämpfen. Und das meine ich auch im wörtlichen Sinne. Dann wissen wir auch, dass die Hilfe gebraucht wird.
Wir müssen wieder kommen. Wir haben gar keine andere Wahl, wenn wir die Menschen hier sehen, wie sie hier um ihr tägliches Überleben kämpfen.
Wir können uns nicht einfach rausziehen, weil wir hier eigentlich über die letzten drei Jahre eine sehr starke Kette mit vielen Gliedern gebildet haben, die sehr weit nach vorne reicht, bis zur Front hin. Bis dahin, wo das Leid am größten ist. Und wenn wir sehen, dass diese Zwischenglieder weitermachen - die Menschen, die uns hier auch ans Herz gewachsen sind, und an die wir Sachen übergeben, [...] dann können wir uns nicht zurückziehen.