Noch lange kein Ruhestand

The Who: Gitarrist Pete Townsend feiert 80. Geburtstag

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The-Who-Gitarrist Pete Townsend feiert seinen 80. Geburtstag und wir haben mit Musikredakteurin Katharina Heinius über den britischen Ausnahme-Gitarristen gesprochen.

The-Who-Gitarrist Pete Townsend hat Gitarren zusammengeklebt

SWR1: Pete Townshend hat regelmäßig Gitarren auf der Bühne kaputt gehauen. Wie viele Gitarren waren das so im Laufe seiner Karriere?

Katharina Heinius: Man schätzt, dass es so 100 bis 130 gewesen sein müssen. So genau ist es nicht zu sagen, weil er auch aus Kostengründen die Gitarren wieder zusammengebaut hat.

SWR1: Ging das denn – waren die dann nicht zu kaputt?

Heinius: Das ging ganz gut. In den 1960ern bis Anfang der 1970er hat er das ja am häufigsten gemacht. Da hatte er mit einer Rickenbacker ein Gitarrenmodell, das sehr leicht splitterte. Da musste er selbst acht geben, sich dabei nicht zu verletzen.

Später hat er dann mit einer Gibson SG (das ist auch die ikonische Gitarre, die wir von AC/DC-Gitarrist Angus Young kennen) ein etwas robusteres Gitarrenmodel gewählt, das er tatsächlich im Anschluss an das Konzert wieder zusammengebaut und geklebt hat.

Für Gitarristen ist dieser Anblick schwer zu ertragen, aber The Who Gitarrist Pete Townsend hat bei Konzerten regelmäßig eine Gitarre zerschmettert.
Für Gitarristen ist dieser Anblick schwer zu ertragen, aber The Who Gitarrist Pete Townsend hat bei Konzerten regelmäßig eine Gitarre zerschmettert.

Er selbst hat mal gesagt: "Es war eine künstlerische Aussage. Bis es irgendwann einfach nur teuer wurde." Deshalb hat er für diese Showeinlage meist extra eine Gitarre mitgebracht, die nur zum kaputtmachen da war.

Seine Gitarre zu zerschlagen, das war für Pete Townshend eine Mischung aus Rebellion, Showeffekt und Kunsttheorie. Pete Townshend war stark beeinflusst von Gustav Metzger, einem Künstler, der das Konzept der Auto-destruktiven Kunst entwickelte.

Diese Theorie besagte, dass Zerstörung ein legitimer Teil des kreativen Prozesses sein könne – besonders in einer Welt, die von Technologie, Krieg und Konsum geprägt war. Für Townshend war das Zerschlagen der Gitarre also ein Ausdruck dieser Kunstidee.

"Who's Next" – Pete Townsend pinkelte als einziger tatsächlich

1971 kam "Who's Next" von The Who raus. Für viele Fans der Band das beste Album.
Album-Cover: "Who's next", 1971

SWR1: Provokant sind The Who auch auf den Albumcovern, zum Beispiel auf "Who’s Next". Da stehen sie auf einer Müllkippe vor einem Betonblock und es scheint so als hätten sie alle gerade da dran gepinkelt?

Heinius: Nicht alle! Nur Pete Townshend hat es tatsächlich gemacht. Die anderen haben Wasserflaschen benutzt, damit es so aussieht als hätten sie alle an den Stein uriniert.

Pete Townsend denkt nicht an Rente

SWR1: The Who sind immer noch aktiv, alleine diesen Sommer spielen sie 16 Termine in den USA. Irgendwie denkt Pete Townsend nicht an den Ruhestand, oder?

Heinius: Er liebt es einfach Musik zu machen, zu komponieren und wirklich Stücke auf die Bühne zu bringen. Seine Frau Rachel Fuller-Townsend ist klassisch ausgebildete Komponistin.

The Who Sänger Pete Townsend feiert 80. Geburtstag, Pete Townsend und Rachel Fuller
Pete Townsend und seine Ehefrau Rachel.

Zusammen haben beide jetzt die Rockoper "Quadrophenia" in ein Ballett verwandelt. Rachel hat die Stimmen für das Orchester geschrieben. Sie nennen es "Quadrophenia: A Mod Ballett".

Meilensteine - Alben, die Geschichte machten – The Who und "Quadrophenia"

Die beiden sind sehr liebevoll miteinander. In den sozialen Netzwerken posten sie manchmal kleine Videos mit ihren Hunden Nelly und Pudding. Manchmal machen sie auch zusammen Musik und Rachel freut sich dann ein Teil von The Who zu sein. Sehr goldig die beiden!

Pete solo - auch ohne The Who erfolgreich

1985 erschien die Single "Give Blood" von seinem Solo-Album "White City: A Novel". An der Gitarre: David Gilmour (Pink Floyd)! Dazu holte sich Pete noch seine damaligen Lieblingsmusiker ins Studio: Simon Phillips (Schlagzeug) und Pino Palladino (Bass). Fertig war der Hit und sprang in den US-amerikanischen Mainstream Rock Billboard-Charts auf Platz 5.

Pete Townshend - Give Blood (featuring David Gilmour)

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Das Gespräch führte
Steffi Stronczyk
Steffi Stronczyk
Gespräch mit
Katharina Heinius
Onlinefassung
SWR1