Johannes Gold erlebte die Beisetzung von Papst Franziskus auf dem Petersplatz
SWR1: Hatten Sie am Tag der Trauerfeier und Beisetzung des Papstes auch eine liturgische Aufgabe, also als Messdiener zum Beispiel?
Johannes Gold: Nein, am Tag der Beisetzung hatte ich keine liturgische Aufgabe. Ich war in der großen Menge der Gläubigen, Pilger und Touristen auf dem Petersplatz. Ich hatte allerdings einen relativ guten Platz erwischt, weil ich mich ziemlich frühmorgens angestellt habe.
Am Ostersonntag, dem letzten öffentlichen Auftritt von Papst Franziskus, da stellte das Priesterseminar, in dem ich lebe, die Messdiener beim großen Ostergottesdienst auf dem Petersplatz. Insofern hatte ich sehr kurz vor seinem Tod die Gelegenheit, ihn nochmal aus nächster Nähe zu sehen.
SWR1: Waren Sie denn auch am offenen Sarg des Papstes?
Gold: Ja, die Schlange war riesig lang, aber dennoch wollte ich mir das nicht nehmen lassen. Denn es ist für mich nicht eine einmalige Gelegenheit, an den gesamten Feierlichkeiten hier teilnehmen zu können und da gehört das einfach dazu.
Trauer und Hoffnung bei Johannes Gold am Tag der Beisetzung
SWR1: Mit welchen Gefühlen sind Sie durch diesen Tag der Papst-Beisetzung gegangen?
Gold: Das waren im Grunde zwei Gefühle. Einerseits die Trauer über den Tod des Papstes, der ja einfach meine Jugendzeit total geprägt hat. Andererseits aber auch die Osterhoffnung. Die Hoffnung auf die Auferstehung. Die Dankbarkeit für dieses Pontifikat.
Insofern war auch die Stimmung meiner Wahrnehmung nach auf dem Petersplatz jetzt nicht nur gedrückt oder traurig, sondern es gibt viel Hoffnung, Dankbarkeit, und auch Spannung auf das, was jetzt kommt. […] Als Christen stecken wir ja den Kopf nicht in den Sand, wenn der Tod uns begegnet.
SWR1: Franziskus war sehr wichtig, nicht so prunkvoll zu Grabe getragen zu werden. Es gab einen schlichten Sarg, keine Blumen mehr auf dem Petersplatz. Hat das ausgereicht, um den letzten Wilden nach Schlichtheit zu erfüllen?
Gold: Das könnte wahrscheinlich nur er selber beantworten. Meinem Eindruck nach war das sehr angemessen. So wie ich Papst Franziskus in seinen Gesten, in seinen Symbolen, in seiner Verkündigung immer verstanden habe.
Es war feierlich und würdig und ich denke, das war auch angemessen, dem hätte er auch gar nichts zu widersprechen gehabt.
Zugleich war es auch schlicht. Ich meine die Kirche Santa Maria Maggiore, wo er jetzt bestattet wurde, die ist zwar nicht so groß wie der Petersdom und hat nicht ganz diesen Touristentrubel, aber es ist auch eine sehr, sehr schöne, sehr alte Marienkirche. Insofern hat er sich da, finde ich, einen sehr schönen Platz ausgesucht.
Trauer um Papst Franziskus in Rheinland-Pfalz
Johannes Gold über Papst Franziskus und seinen letzten Auftritt
SWR1: Sie waren einer der letzten Messdiener, die für Papst Franziskus im Einsatz waren. Wie haben Sie ihn wahrgenommen?
Gold: Schon sehr, sehr schwach. Ich hätte am Ostermontagmorgen dennoch nicht mit der Todesnachricht gerechnet. Er wirkte aber sehr, sehr schwach und man merkte, dass er mit allerletzter Kraft den Segen spendet. Er hat ja auch die Formel für diesen Segen auf die allernötigsten Worte reduziert.
Als er dann noch über den Petersplatz gefahren wurde, hat man gemerkt, dass ihm das wirklich die Kräfte raubt. Dennoch finde ich es ein ganz starkes Signal, dass er das gemacht hat, dass er raus zu den Menschen auf den Platz wollte. Er hat doch teilweise noch Kinder einzeln gesegnet, aber wirklich mit sehr, sehr großer Mühe. Man merkte, er war total erschöpft.
SWR1: Jetzt steht das Konklave an. Was werden sie da als Seminarist mitbekommen?
Gold: Wahrscheinlich nicht viel mehr als alle anderen Menschen […]. Wir haben den Vorteil dadurch, dass wir in Rom sind, dass wir auf dem Petersplatz sein können, sobald durch die Medien […] durchsickert, weißer Rauch. Wir können dann schnell zur Piazza San Pietro laufen oder uns in die wahrscheinlich sehr volle U-Bahn setzen, um dann auf dem Platz zu sein.
Also ich möchte auf jeden Fall dort sein, wenn dann der Name verkündet wird und der Papst zum ersten Mal auf die Loggia tritt. Ansonsten geht heute der Lehrbetrieb an den päpstlichen Universitäten wieder ganz normal los. Also eine gewisse Normalität kehrt jetzt wieder in Rom ein.