Feuchter Monat

Ist der viele Regen im April normal?

Stand
MODERATOR/IN
Frank Jenschar
Frank Jenschar (Foto: SWR)
INTERVIEW
Andreas Brömser

Schon wieder Regen. Das Nass von oben nervt einige Menschen, andere freut es für die Natur, weil die zunehmende Trockenheit durch den Klimawandel ein riesiges Problem ist.

Wir haben Meteorologe Andreas Brömser vom Deutschen Wetterdienst gefragt, ob es sich um einen "normalen" April handelt und wir durch die jahrelange Trockenheit in diesem Monat einfach vergessen haben, wie das Wetter früher war.

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SWR1: Es hat ja doch viel geregnet im April. Wie sehen Sie das als Meteorologe? Hat es jetzt genug geregnet, sodass die Feuchte auch schon ein bisschen tiefer in die Böden eindringen konnte?

Andreas Brömser: Ja, die ganzen feuchten letzten Wochen haben hier auf jeden Fall den Böden sehr gut getan. Auch der März war schon überdurchschnittlich nass. Im April kommt zu dem relativ vielen Regen, dass die Temperaturen recht gedämpft sind und man relativ wenig Sonne hatte, sodass die Verdunstung aus dem Boden heraus eher gering ist. Das heißt, gerade in den letzten sechs, sieben Woche konnten die Böden von oben her noch mal ordentlich aufgefüllt werden.

Diese Feuchtigkeit hat sich auch in tiefere Bodenschichten vorgearbeitet. Wie weit nach unten, ist je nach Boden unterschiedlich. Aber wenn man das auf Rheinland-Pfalz bezieht, ist im Moment eigentlich zumindest der oberste Meter des Bodens überall durchnässt. Darunter sieht es in der Tiefe in manchen Ecken, wie in der Vorderpfalz und Rheinhessen, noch etwas trockener aus. In den anderen Ecken von Rheinland-Pfalz sind die oberen zwei Meter - so tief gehen unsere Berechnungen - auf jeden Fall gut durchfeuchtet.

SWR1: Würden Sie sagen, es war so viel Regen, dass es quasi reicht für die Böden? Es heißt ja immer wieder, dass unsere Böden eigentlich viel zu trocken seien.

Brömser: Es gibt da und dort in Deutschland noch Regionen, wo in der Tiefe die Feuchtigkeit noch nicht in ausreichendem Maß angekommen ist. Wenn man das auf Rheinland-Pfalz bezieht, wäre das vor allem im Rheinhessen und in Teilen Vorderpfalz. Aber insgesamt sind die Böden mittlerweile in den meisten Regionen doch bis in die Tiefe sehr gut durchfeuchtet, sodass wir jetzt eine gute Ausgangslage für die neue Vegetationsperiode haben.

SWR1: Das ist ja schon mal eine gute Nachricht. Wenn Sie jetzt als Meteorologe auf den April schauen. Gefühlt war es ein kühler und sehr verregneter, vielleicht der verregnetste April aller Zeiten. Das sehen Sie wahrscheinlich völlig anders.

Brömser: Nein, es sieht in Deutschland erst mal je nach Regionen relativ unterschiedlich aus. Vielleicht wirkt der April tatsächlich jetzt so arg kühl und durchwachsen, weil wir auf der einen Seite relativ wenig Sonnenschein hatten. Auf der anderen Seite hatten wir gerade in den letzten Jahren einige Aprilmonate, die in Sachen Wärme, Sonnenschein und Trockenheit nach oben hin sehr aus dem Rahmen gefallen sind, sodass man vielleicht schon ein bisschen vergessen hat, wie sich der April im Durchschnitt zeigen kann. Von den Temperaturen her entspricht dieser April jetzt nahezu dem, was in dem alten Klima-Referenzzeitraum von 1961 bis 1990 üblich war. Von den Niederschlägen sind wir - je nach Region - zum Teil ein bisschen unter dem Monatssoll oder ein bisschen drüber. Von daher sind wir vom Niederschlag auch ungefähr im durchschnittlichen Bereich. Nur der Sonnenschein, der ist tatsächlich unterdurchschnittlich.

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Frank Jenschar.

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