Ab dem 2. Februar entfällt im öffentlichen Nahverkehr in Rheinland-Pfalz die Maskenpflicht. Für den Fernverkehr gilt ab sofort das Gleiche - deutschlandweit. Ausgesetzt wird auch die Corona-Arbeitsschutzverordnung: d.h. Unternehmen können jetzt für sich selbst festlegen, wie sie es mit dem Infektionsschutz halten.
Ist Corona jetzt offiziell vorbei? Wie ist das Ende der Maskenpflicht in den Öffis und der Bahn einzuschätzen? Wir sprechen mit dem Virologen Prof. Bodo Plachter von der Unimedizin Mainz, der uns durch die Corona-Jahre begleitet hat.
SWR: Herr Plachter, werden Sie trotzdem in Zug und Bus noch Maske aufsetzen?
Prof. Bodo Plachter: Ja, ich werde weiterhin Maske aufsetzen, sowohl im Bus wie auch im Supermarkt, weil diese Maske eben schützt. Auch mich, aber natürlich auch andere. Und daher halte ich es nach wie vor für sinnvoll diese Maske zu tragen.
SWR: Wie ist denn der aktuelle Stand der Wissenschaft? Ich habe gelesen, das Tragen von Masken hat wahrscheinlich gar nicht so einen großen Effekt auf das Infektionsgeschehen. Das würden Studien zeigen. Ist das so?
Plachter: Natürlich muss man die Masken richtig tragen. Und die Frage ist natürlich: Wo wurden die Masken dann möglicherweise nicht getragen? Das muss man sich genau angucken. Unsere Erfahrung hier in der Klinik war, dass die Masken doch sehr effektiv waren und die Infektion sehr gut verhindern konnten.
SWR: Ist es denn in ihren Augen richtig, dass jetzt fast alle Maßnahmen wegfallen?
Plachter: Wir haben jetzt im Augenblick eine deutlich andere Situation als zum Beispiel noch vor einem Jahr. Das heißt, die Lage ist deutlich entspannter. Und daher ist natürlich die Frage: Sollen wir noch staatliche Maßnahmen implementieren, oder ist es jetzt eher so, dass jeder selbst für sich entscheiden muss, ob er sich schützt? Ich glaube, wir müssen jetzt wieder in ein normales Fahrwasser zurückkommen mit Infektionen wie Corona oder der Grippe zum Beispiel. Und dazu gehört die Eigenverantwortung.
SWR: Aber dazu gehört nach wie vor, dass man in Arztpraxen zum Beispiel Maske tragen muss, auch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen...
Plachter: Wir haben hier natürlich eine andere Situation. Wir haben Menschen, die auch empfänglich sind und möglicherweise auch schwere Erkrankungen durch Corona durchmachen. Insofern macht's in diesen Einrichtungen durchaus Sinn, weil eben hier die Infektion definitiv verhindert werden muss.
SWR: Sind wir eigentlich inzwischen wirklich schlauer rund um Corona und die Maßnahmen?
Plachter: Das muss man sich jetzt retrospektiv anschauen. Wir sind ja gerade erst am Ausgang der Corona Pandemie. Und das muss jetzt genau analysiert werden, welche Maßnahme was bewirkt hat. Aber wichtig ist, dass man jetzt aus Corona lernt und eben die Dinge, die man gelernt hat, auch umsetzt und für weitere Ereignisse eben besser gerüstet ist, als wir vor drei Jahren bei Beginn der Corona Pandemie waren.
SWR: Was wäre das zum Beispiel? Also was waren Fehler, die Sie gerne nicht mehr machen würden?
Plachter: Ich möchte nicht unbedingt sagen Fehler. Nur wir waren an der einen oder anderen Stelle vielleicht nicht so gut aufgestellt. Das betrifft zum Beispiel natürlich auch die Vernetzungen, die elektronische Datenverarbeitung. Es betrifft die Hospitäler, die an der einen oder anderen Stelle vielleicht auch baulich nachrüsten müssen. Da gibt es viele Dinge, die sicherlich jetzt überprüft werden müssen. Beispielsweise auch Lüftungsanlagen bei Neubauten, um eben für das nächste Ereignis besser aufgestellt zu sein.
Das Interview führte SWR Moderatorin Claudia Deeg.