Alte Baumbestände können gut mit Trockenheit umgehen
SWR1: Wie viel Dürrestress haben die Bäume in Ihrem Revier in der Eifel?
Peter Wohlleben: Die Bäume in den alten Laubwaldgebieten, wir haben hier so ein Urwaldprojekt, da passiert praktisch noch nichts. Unsere heimischen Waldökosysteme versorgen sich aus Winterniederschlägen. Das haben wir mittlerweile über drei Studien gut belegt. Das heißt, selbst wenn es im Sommer gar nicht regnet, könnten die Bäume das überleben.
Diese aufgelockerten Waldgebiete oder die mit nicht heimischen Nadelbäumen, die leiden. Die leiden schon seit vielen Jahren, und das wird dieses Jahr für diese Bestände nicht gut aussehen.
Bäume sind auf weniger Regen vorbereitet
SWR1: Stellen sich Bäume darauf ein, dass sie nicht so viel Wasser bekommen?
Wohlleben: Das hat man tatsächlich zum Beispiel bei der Buche festgestellt. Die macht grundsätzlich im Sommer weniger Photosynthese und verlagert das auf den Herbst, selbst wenn es im Sommer dann mehr regnet. Da gibt es tatsächlich eine echte Umstellung.
Es gibt nicht nur bei Bäumen eine Umstellung; auch die Pilze und die Bakterien lernen es. Man weiß zum Beispiel, dass wenn bestimmte Bakterien zusammen mit Bäumen auftreten, dass diese Bakterien Erinnerungen bei den Bäumen hervorrufen […] und dann werden diese Bäume auf einmal dürreresistent. Da reagiert also das ganze System.
Baumsetzlingen fehlt Wasser Kein Regen: Gefahr für junge Bäume im Wald
Die lange Trockenheit macht den Förstern im Forstamt Saarburg große Sorgen. Dort sind auf einer Brachfläche viele junge Bäumchen gepflanzt worden. Ohne Regen sterben sie ab.
Nicht heimische Bäume weniger resistent
SWR1: Viele sagen, wir müssen den Wald fit für die Zukunft machen und ganz andere Bäume pflanzen. Ist da was dran?
Wohlleben: Ich halte das für keine gute Idee. Es weist vieles darauf hin, dass nicht heimische Bäume vom heimischen Bodenökosystem kaum akzeptiert werden und das ist entscheidend für die Resistenz.
Das zweite ist, dass wir nicht wissen, wie das Klima sich verändern wird, Stichwort Golfstrom. Im Moment deutet vieles darauf hin, dass der Golfstrom sich weiter abschwächt. Das heißt, die Winter hier werden kälter. Die Sommer können durchaus heißer werden, aber die Winter werden kälter. Wenn wir dann wärmeliebende Baumarten haben, dann wird es auch wieder nichts.
Nicht heimische Bäume [werden] vom heimischen Bodenökosystem kaum akzeptiert.
Bäume, die den Sommer überleben
Wohlleben: Wir sind auf dem Weg zur größten Dürre der letzten 100 Jahre
SWR1: Vor drei Jahren haben Sie gesagt, wir sind jetzt in der größten Dürre der letzten 100 Jahre und Sie schätzen, dass wir in den nächsten zehn Jahren die Hälfte der Waldfläche in Deutschland verlieren. Ist es so gekommen oder war das ein bisschen viel?
Wohlleben: Man hängt sich da wirklich […] weit aus dem Fenster, wenn man sich da so festlegt. Aber leider stimmt das! Das war vor drei Jahren, wir haben also noch sieben Jahre.
Die letzte Bundeswald-Inventur, die ist Ende letzten Jahres herausgekommen und hat für ganz Deutschland attestiert, dass wir 20.000 Quadratkilometer Schadfläche haben. Das ist mehr als die Größe Rheinland-Pfalz. Wir sind da leider genau auf diesem Pfad unterwegs.
Das Gespräch führte Birgit Steinbusch.