Peter Schilling im SWR1 Interview

"Kubricks 'Odyssee im Weltraum' hat mich geprägt"

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SWR1

Anfang 1983 springt "Major Tom" in den Charts auf die Nummer eins und bleibt dort für acht Wochen lang stehen. Auch 40 Jahre später ist der Song von Peter Schilling nicht mehr wegzudenken.

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SWR1: Haben Sie ernsthaft mal jemanden in Deutschland getroffen, der gesagt hat: "'Major Tom'? Nö, den Song kenne ich nicht."

Peter Schilling: In der Tat ist es passiert. Nach dem Fall der Mauer war ich hinter Dresden. Dort spielte ich "Major Tom" und sie kannten es nicht. Ich gebe zu, das war das einzige Mal, aber ein prägendes Erlebnis für mich.

SWR1: Ich würde auch sagen diese Zeilen "völlig losgelöst von der Erde", das kennt eigentlich jeder aus dem Radio. Anfang der 80er waren Sie großer David Bowie-Fan. Haben sie deshalb die Figur von "Major Tom" aus der Bowie-Ballade übernommen?

Schilling: Ich bin nicht explizit nur David-Bowie-Fan, sondern ich bin Musikfan. Ich liebe Musik über alles. Ich denke, er und ich haben eins gemeinsam. Der Film "2001: Odyssee im Weltraum" von Stanley Kubrick hat uns beide, getrennt voneinander befragt, sehr beeindruckt. Ich kann nur für mich sprechen. Ich bin anders aus dem Film rausgekommen, als ich reingegangen bin. Dieser Film hat mich geprägt und daher kommt es.

Peter Schilling gehörte mit seinem Hit "Major Tom" (Völlig losgelöst) in den 1980er-Jahren zu den Stars der Neuen Deutschen Welle (NDW) (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance / jazzarchiv | Hardy Schiffler)
Peter Schilling gehörte mit seinem Hit "Major Tom" (Völlig losgelöst) in den 1980er-Jahren zu den Stars der Neuen Deutschen Welle (NDW) picture-alliance / jazzarchiv | Hardy Schiffler

SWR1: Mit "Major Tom" sind sie dann im Fernsehen aufgetreten überall. Sie haben plötzlich die ganz großen Namen getroffen. Stars, deren Platten sie vorher noch gekauft hatten. Gab es da so "Ich muss mich mal kneifen"-Momente und welche waren das?

Schilling: Das Tolle war zum Beispiel bei der Release-Party von "I want to Break Free" von Queen. Da wurde ich Freddie Mercury vorgestellt. Und das Tolle daran war - nicht ich kannte ihn, sondern er kannte mich. Dieses wunderschöne "I know, this is Peter Schilling. I know". Das sind natürlich so Momente, die vergisst man nicht. Da weißt du, jetzt bist du irgendwo angekommen, wo du dich nie gewähnt hast.

SWR1: Mich hat auch beeindruckt: Andy Summers, Gitarrist von "The Police" hat Sie mal ausgefragt, wie Sie ihre Gitarrensounds hinkriegen.

Schilling: Ich musste mich erst mal zwicken. Mich fragt hier einer, der damals schon eine Gitarrenlegende war. Einer, der die Gitarre neu definiert hat, fragt mich, wie ich den Gitarrensound damals hingekriegt habe. Wir haben das ja produziert in einem Ein-Zimmer-Apartment. Nämlich in meinem Apartment. Mein damaliger Gitarrist, der kam zu mir nach Hause und hat einen "Marshall"-Turm aufgebaut. Mein Gitarrist hat mir gesagt: "Wenn du jetzt laut machst und spielst, bist du morgen obdachlos. Das willst du wirklich nicht". Also haben wir die Gitarre entgegen der Gewohnheit leise gemacht. So brutal leise, dass man eigentlich das Plättchen an der Gitarre vier Meter weit weg noch gehört hat. Das hat diesen speziellen Sound gemacht. Welcher Gitarrist kommt schon darauf, seinen Verstärker leiser zu machen? Den Andy Summers hat es umgehauen, er hat mit allem gerechnet, aber nicht damit.

SWR1: Die 80er sind mit Ihnen sehr lebendig. Sie haben gesagt Ende März kommt ein neues Album: "Coming Home (40 Years Of Major Tom)". Im Kern ist es mehr als ein Best-Of. Mit welchen Gefühlen schauen Sie darauf?

Schilling: Ich hatte im letzten Sommer die unfassbar tolle Situation, dass ein großes Label, nämlich Warner Music, auf mich zukam. Die haben mir gesagt: "Du bekommst die Chance von uns für dieses Album. Du musst aber vier neue Songs liefern. Unbedingt. Und zwar vier gute Songs sowohl auf Deutsch als auf Englisch". Ich hatte leere Files im Computer und ein weißes Blatt Papier vor mir. Ich gebe zu, ich habe geschwitzt. Darauf kam eine sehr arbeitsintensive Zeit auf mich zu. Ich bin also kaum aus dem Studio raus gekommen. Da wurde ich kreativ wütend. Richtig wütend. Da habe ich gesagt: "Ich ziehe das jetzt durch und schreibe die Songs und singe sie genauso wie ich sie jetzt empfinde". Mit ein bisschen Abstand und mit ein bisschen Reflektion von Menschen, die das gehört haben, habe ich gemerkt, es ist gar nicht so schlecht. Dann nahm es eine Dynamik an. Es hat unheimlich Spaß gemacht und wird mich jetzt auch in Zukunft weiter als Singer-Songwriter tragen.

Das Gespräch führte Dörte Tebben.

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