Zehn Jahre Ministerpräsidentin Malu Dreyer

"Man kann über die Begrenzung von Amtszeiten nachdenken"

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Über ihre bisherige Amtszeit sagt Malu Dreyer, dass das Schönste immer die Begegnungen mit den Menschen waren. Ein Rückblick auf die Momente als Ministerpräsidentin.

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Als Ministerpräsidentin wurde Malu Dreyer zweimal wiedergewählt – 2016 und 2021. Im letzten SWR-Politrend allerdings gab es die schlechtesten Umfragewerte ihrer Karriere.

SWR1: Frau Dreyer, erinnern Sie sich noch, was sie vor zehn Jahren aus Ihrem neuen Büro geräumt haben, oder was sie vielleicht sogar von Ihrem Vorgänger Kurt Beck gelassen haben?

Malu Dreyer: Es war tatsächlich ein Büro eines Mannes und vorher waren immer nur Männer hier. Tatsächlich habe ich einen neuen Tisch, das heißt, es ist eigentlich der alte Tisch, den ich aus dem Sozialministerium mitgenommen habe. Und ich habe neu streichen lassen und einfach meinen eigenen Stil so ein bisschen mit hereingebracht.

SWR1: Was war Ihr beruflicher Glücksmoment in den vergangenen zehn Jahren?

Dreyer: Es gab ganz viele Glücksmomente, und ich will es mal auf den Nenner bringen: Das Schönste sind eigentlich immer die Begegnungen mit den Menschen gewesen. Also wenn man Menschen getroffen, die aus ganzem Herzen dann auch geredet haben, mit denen man zusammen gelacht hat. Das ist für mich das Allerschönste an diesem Amt.

SWR1: ... und was war der bitterste Moment?

Dreyer: Für mich war es eine absolute Zäsur, die Naturkatastrophe im Ahrtal. Was unser ganzes Land auch ein ganzes Stück verändert hat. Eine nicht vergleichbare Zäsur war auch ein bisschen das Thema Pandemie. Weil es einfach das gesellschaftliche Leben bei uns im Land, in Deutschland und auf der Welt so komplett auf den Kopf gestellt hat. Vor allem die Entscheidungen in der damaligen Zeit hatten eine Tragweite, wie sie vorher nicht bekannt war.

SWR1: Schauen wir nochmal auf das Ahrtal. Wie geht es Ihnen damit? Ärgern Sie sich da vielleicht auch ein bisschen über sich selbst?

Dreyer: Nein. Ärgern ist das völlig falsche Wort an dieser Stelle. Es ist eine schreckliche Flutkatastrophe gewesen, die Erkenntnis ist auch bitter, aber am allerschlimmsten ist tatsächlich, dass so viele Menschen gestorben sind und dass so viele Menschen auch nach wie vor an den Folgen der Flut auch leiden.

SWR1: Schauen wir auf den aktuellen SWR-Politrend. In ihrer bisherigen Amtszeit sind das im Politrend die bisher schlechtesten Werte. Das ist interessant, weil sie ja gerade mit ihren persönlichen Werten eigentlich zwei Landtagswahlen gewonnen haben. Was haben Sie für eine Erklärung?

Dreyer: Das ist natürlich nie schön, das muss man ganz klar sagen. Trotzdem: Die Werte sind immer noch nicht schlecht, gemessen an bundesweiten Werten. Aber ich muss sagen, es ist schöner, wenn man sehr gute Werte hat, und daran werde ich auch weiterhin arbeiten.

SWR1: Kann es möglicherweise auch daran liegen, dass manche Menschen Gesichtern auch überdrüssig werden? Zehn Jahre ist eine lange Amtszeit. Helmut Kohl und Angela Merkel haben noch mehr Jahre geschafft, aber brauchen wir vielleicht eine Begrenzung der Amtszeiten in Deutschland?

Dreyer: Es gibt diese Verunsicherung in der Bevölkerung und manches wünschen die Leute sich auch anders, aber das Thema Überdruss, das empfinde ich nicht. Ganz allgemein – finde ich – kann man in Deutschland durchaus auch Mal über Begrenzung von Amtszeiten nachdenken. Aber ich persönlich habe im Moment nicht das Gefühl, dass das das Thema hier ist.

Ganz allgemein – finde ich – kann man in Deutschland durchaus auch Mal über Begrenzung von Amtszeiten nachdenken.

SWR1: Die nächste Landtagswahl ist 2026. Treten sie nochmal an?

Dreyer: Das ist heute der falsche Zeitpunkt, um darüber zu sprechen. Das ist wirklich noch sehr lange hin. Ich bin jetzt erst mal für fünf Jahre gewählt. Und ich habe auch viel Power und Energie, um diese Aufgabe wahrzunehmen. Die Zeit ist auch so, dass wir wirklich ganz viel Kraft und Power brauchen, um unsere Aufgaben zu erfüllen. Und die Frage: Wer tritt bei der nächsten Landtagswahl an? Die ist heute nicht zu entscheiden.

SWR1: Wollen Sie auch ganz persönlich zeigen, was alles geht mit Kraft und Wille? Es wissen alle, sie haben Multiple Sklerose, und es ist schon so, dass viele Menschen sagen: "Wow! Wie macht die das?"

Dreyer: Das hat ein bisschen was damit zu tun, glaube ich, dass ich ein Mensch bin, der schon immer sehr viel Energie hat, auch vor meiner Erkrankung. Klar, ich bin auch ein sehr disziplinierter Mensch, ich kann auch sehr viel arbeiten, aber es geht nicht darum, den Menschen zu beweisen, dass man auch mit einer Erkrankung viel tun kann. Ganz im Gegenteil: Es ist für mich ein Riesenglück, dass ich mit dieser Erkrankung trotzdem eine so herausfordernde Aufgabe erfüllen kann. Und persönlich freue ich mich darüber, dass ich immer wieder die Rückmeldungen bekomme von Menschen, die irgendeine Erkrankung haben und sagen: Es ist schön, dass wir in Rheinland-Pfalz erleben, dass man auch mit einer chronischen Erkrankung mitten im Leben stehen kann.

Das Gespräch führte Claudia Deeg.

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