Jim Rakete über Nina Hagen: "Das war wie Frischluft!"
SWR1: Sie ist ein echtes Stück deutsch-deutscher Geschichte. Geboren in Ost-Berlin, dann rüber in den Westen. Nina ist verrückt, wild engagiert. Ihr damaliger Manager Jim Rakete hat es mal so ausgedrückt: "Das war wie Frischluft!" Dabei wollte Nina Hagen überhaupt nicht Sängerin werden, sondern eigentlich Schauspielerin, oder?
Stephan Fahrig: Das ist richtig. Sie hatte auch ein großes Vorbild, ihre Mama Eva-Maria Hagen. Die war allerdings mit dem Liedermacher und DDR-Systemkritiker Wolf Biermann zusammen, und deshalb stand auf ihrem Aufnahmeantrag für die Schauspielschule der Stasi-Vermerk "Verhindern".
SWR1: Sie ist trotzdem Sängerin geworden, zum Glück möchte ich fast sagen …
Fahrig: Ja, Sängerin mit Ausbildung. Sie ist staatlich geprüfte Schlagersängerin. Und sie war in der DDR durchaus erfolgreich. Wir alle kennen ihren größten Hit, "Du hast den Farbfilm vergessen".
Ihren Durchbruch schafft sie dann mit ihrem Debütalbum "Nina Hagen Band". Sie ist selbstbewusst und selbstbestimmt und präsentiert damit ein ganz neues Frauenbild in der deutschen Rockmusik. Damit wird Nina Hagen eine echte Ikone. Und, sie singt immer weiter: Punk, Reaggae und sogar Bertolt Brecht und sogar Gospel.
SWR1 Meilensteine zum Album "Nina Hagen Band"
SWR1: Spiritualität ist ein Thema, das Nina Hagen immer begleitet hat …
Fahrig: Unbedingt. Los geht es bei Nina mit der religiösen Bewegung Hare-Krishna, bis sie sich nach Auskunft ihrer Tochter Cosma Schiva Hagen "endlich" in Jesus verliebt hat. Das hat die Tochter ziemlich genervt, dass sie mit ihrer Mutter damals endlos durch die Ashrams der Welt ziehen musste.
Unsere 80erNijna Hagen 1986: Jetzt lebt sie in London
Fahrig: 2009 findet Nina ihre spirituelle Heimat, Jesus. Sie lässt sich in dem kleinen niedersächsischen Ort Schütdorf evangelisch taufen. In der dortigen Gemeinde ist sie seitdem Ehrenmitglied im Gospelchor.
Seit drei Jahren ist sie Punkerin jetzt Oma, aber immer noch kein Stückchen leiser.