Mainzer Virologe Bodo Plachter

Was Sie über den neuen Corona-Impfstoff wissen sollten

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Michael Lueg
SWR1 Moderator Michael Lueg (Foto: SWR)
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Die Corona-Zahlen steigen wieder und die aktuelle Variante gilt als sehr ansteckend. Jetzt bringt die Mainzer Firma Biontech einen neuen Impfstoff gegen das Virus raus.

Wir haben mit dem Mainzer Virologen Professor Bodo Plachter über den neuen Impfstoff gesprochen. Plachter erklärt, wie er sich vom alten Impfstoff unterscheidet und wer sich am besten damit impfen lassen sollte.

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SWR1: Worin unterscheidet sich der neue Impfstoff von den Impfstoffen, die wir schon kennen?

Bodo Plachter: Im Prinzip unterscheidet er sich nicht wirklich. Das ist immer noch das gleiche Prinzip des MRNA-Impfstoffes, nur ein bisschen angepasst an diese neuen Varianten, die im Augenblick zirkulieren. Und damit natürlich ein bisschen besser wirksam auch gegen die Viren, die im Augenblick herumgehen.

SWR1: Was ist denn jetzt mit unerwünschten Nebenwirkungen, wie beispielsweise Herzmuskelentzündungen?

Plachter: Das muss man natürlich weiter beobachten. Aber im Prinzip sind das sehr seltene Ereignisse. Die können gelegentlich und seltenst vorkommen. Aber natürlich sind auch Impfungen nie ganz ohne Nebenwirkungen.

Risikogruppen sollten sich impfen lassen

SWR1: Wer sollte diesen neuen Impfstoff bekommen?

Plachter: Grundsätzlich gibt es die Empfehlung der STIKO (Ständige Impfkommission, Anm. d. Red.), dass Menschen, die über 60 Jahre alt sind oder eine Grunderkrankung haben, sich jetzt impfen lassen sollten. Wobei zu beachten ist, dass ein Abstand zur letzten Impfung oder zur letzten Infektion von zwölf Monaten eingehalten werden sollte.

SWR1: Wie bekommt man die Menschen und gerade die Risikogruppen dazu? Eine Vertreterin des Hausärzteverbands Rheinland-Pfalz hat bei uns gesagt, bei Impfungen seien die Menschen gerade sehr zurückhaltend, auch in den Risikogruppen. Können Sie das nachvollziehen?

Plachter: Ja. Das ist etwas, was wir auch von der Influenza-Impfung kennen. Auch da ist es immer so gewesen, dass die gleichen Risikogruppen tatsächlich auch immer relativ zurückhaltend waren. Das wird sich jetzt bei Corona natürlich wiederholen. Aber natürlich ist Corona nicht weg und Corona-Infektionen können nach wie vor zu einer relativ schweren Erkrankung führen. Das heißt, man kann eigentlich nur raten, diese Impfung wahrzunehmen, wenn man in die entsprechenden Risikogruppen herein gehört.

Neue Corona-Varianten müssen beobachtet werden

SWR1: Aktuell lässt die Variante Eris die Fallzahlen wieder etwas ansteigen. Jetzt kommen noch die neue Variante Pirola dazu. Letzte Woche ist der erste Fall in Deutschland bekannt geworden. Wie sind diese Varianten einzuschätzen?

Plachter: Das sind neue Varianten, die man beobachten muss. Die Eris-Variante zirkuliert global auch schon länger, ohne dass es Hinweise gibt, dass die Menschen kränker würden. Und die neue Variante, die jetzt wieder hochkommt, muss man beobachten. Aber da gibt es schon die ersten Hinweise darauf, dass die Impfungen, die jetzt im Augenblick entwickelt werden, auch gegen diese Varianten wirken.

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SWR1: Wie stark wird uns Corona diesen Herbst und Winter beschäftigen?

Plachter: Es ist immer schwierig, vorherzusagen, wie der Winter verläuft. Corona ist im Prinzip einer der Erreger, die im Winter die Atemwege belasten, ähnlich wie die Influenza. Die Erfahrung mit Influenza ist, dass man das nie wirklich vorhersagen kann, wie die Welle verläuft. Wir müssen gucken, dass man sich durch die Impfung möglichst schützt. Und man muss gucken, wie sich dann die Situation entwickelt. Das hängt von vielen Faktoren ab, auch wie der Winter überhaupt wird, wie das Wetter wird oder wie sich die Influenza entwickelt. Das lässt sich alles noch nicht wirklich so vorhersagen.

SWR1: Unter dem Strich, Herr Plachter – impfen lassen oder nicht impfen lassen?

Plachter: Natürlich würde ich es empfehlen. Ich bin mittlerweile auch in der Risikogruppe über 60. Das heißt, ich würde mich auf jeden Fall impfen lassen.

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.

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