Sie trotzen der Klimakrise

Nationalerbe-Bäume: Alte Bäume mit großer Wirkung fürs Klima

Stand

Von Autor/in Alice Thiel-Sonnen

Den Bäumen in Deutschland geht es aufgrund des Klimawandels nicht gut. Doch alte Bäume trotzen der Klimakrise. Die Größten und Ältesten von ihnen können zu Nationalerbe-Bäumen werden.

Wie ein Baum diesen besonderen Status erhält und warum Nationalerbe-Bäume so wichtig fürs Klima sind, erfahrt ihr hier.

Zu trocken, zu heiß oder von Schädlingen befallen. Wenn wir derzeit von Bäumen sprechen – von Stadtbäumen oder auch Waldbäumen – dann sind das meistens schlechte Nachrichten, weil sie unter den Folgen des Klimawandels leiden.

Team um Baumexperte Andreas Roloff sucht alte Bäume

Zum Tag des Baumes am 25. April gibt es eine gute Nachricht: Es gibt auch Bäume in Deutschland, die seit Jahrhunderten Wind und Wetter trotzen. Und es gibt auch jemanden, der sich um diese alten Veteranen kümmert.

Mindestens 400 Zentimeter Stammumfang, mindestens 400 Jahre alt - ab diesen Maßen hat ein Baum Chancen bei Andreas Roloff. Der Seniorprofessor für Baumbiologie in Dresden sucht so richtig alte Bäume in Deutschland. Die Nationalerbe-Bäume sind eine Initiative der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Sie will diese Bäume schützen und erhalten.

Andreas Roloff, Forstwissenschaftler an der Technischen Universität Dresden | Nationalerbe-Bäume: Alte Bäume mit großer Wirkung fürs Klima
Prof. Dr. Andreas Roloff leitet die Initiative für Nationalerbe-Bäume und sucht mit seinem Team besonders alte und große Bäume.

Über 40 Nationalerbe-Bäume in Deutschland

Die meisten Meldungen für alte Bäume stammen von Menschen, die sich bereits viel mit Bäumen beschäftigen, wie Roloff erklärt: "Es sind in der Regel Baumliebhaber, Baumkenner, die von diesem Projekt wissen". Und wenn sie einen dicken Baum sehen, ihn dann dort melden. Für ganz Deutschland seien bisher 450 Baummeldungen eingegangen - eine große Hilfe für Roloffs Team: "Das ist ganz toll. Und davon waren die Hälfte bisher völlig unbekannt".

Von diesen 450 Meldungen wurden bislang 45 Baumsenioren ausgewählt und als Nationalerbe-Baum gekürt. Das ist nicht nur einfach ein Titel. Das Team um Professor Andreas Roloff versorgt Baum und Eigentümer mit einem fachlichen Pflegekonzept und dank der Eva Mayr-Stihl-Stiftung in Waiblingen auch mit dem passenden Finanzplan. Denn sie sind es wert – die Jahrhunderte alten Bäume.

Alte Bäume trotzen der Krise und sind gut fürs Klima

Dabei seien die besonders alten und großen Bäume besonders wichtig fürs Klima: "So eine Eiche mit 100 Jahren hat einen 20-Meter-Kronendurchmesser, also die Breite der Krone", erzählt Roloff. "Ich habe die Blattfläche berechnet und dann berechnet, wieviel Jungbäume müsste man pflanzen, um dieselbe Blattfläche zu haben. 400 Bäume müsste man pflanzen, um eine 100-jährige Eiche zu ersetzen - in der Klimawirkung."

Die alten Bäume sorgen für Kühlung und Schatten und binden klimaschädigendes CO2. Ihre Ecken und Hohlräume bieten seit ewigen Zeiten Fledermäusen, Käfern - ganzen Ökosystemen - Lebensraum. Und da wäre noch das Kulturerbe: die Linde als Treffpunkt im Dorf. Andreas Roloff kann etliche Geschichten aus dem langen Leben seiner Bäume erzählen.

So wurden Bäume, die auf dem Grundstück einer Kirche standen, selbst in Holznotzeiten nicht angerührt. Bei anderen Bäumen sah das allerdings anders aus und Bäume wurden gefällt, um sie zu verheizen. Die Leute "haben natürlich nach dem Krieg alles genommen, was sie kriegten", so Roloff.

Besondere Eigenschaften der Bäume

Als Baumexperte hat er aber auch Erklärungen, warum die uralten Bäume den spürbaren Folgen des Klimawandels einfach so trotzen können. Es sind elf spezielle baumbiologische Eigenschaften, wie die Holzhärte oder die Fähigkeit, sich bei Schäden selbst zu reparieren.

Und je mehr ein Baum von diesen elf Eigenschaften besitzt, desto älter könne sie werden. "Da geht die Lebenserwartungs-Rangfolge genau damit einher", so der Baumexperte. Die meisten dieser Eigenschaften habe die Eibe, erklärt Andreas Roloff. "Die ist die bei uns am ältesten werdende Baumart – mit bis zu 1.500 Jahren".

Den nächsten Platz würden sich die Linde und Eiche fast teilen: "Das sind tatsächlich die nächsten, die ungefähr tausend Jahre ganz entspannt schaffen, wenn die Bedingungen einigermaßen sind."

Das sind die Zukunftsbäume mit einer jahrhunderte-schweren Vergangenheit von denen man sich für Klima- und Artenschutz noch etwas abgucken kann. Im Sommer wird der 50. Nationalerbe-Baum gekürt werden. Das ist Halbzeit. Es sollen mal 100 werden.

Überlingen

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